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[ Band 3 Brief 173: Caroline an Humboldt Neapel, 17. März 1810 ]
den 12. durch die Paluden bis Terracina. Das ist ein himmlischer Ort, in dem man notwendig ein paar Monate leben sollte. Palmen, Pinien und Zypressen wechseln da mit einer besonderen Grazie. Wir gingen auf den Berg, wo die Ruinen des Schlosses des Theoderich liegen, die beiden Kleinen immer voran wie Gemsen. Man kann mit den beiden kleinen Dingern jetzt alles machen. Die Aussicht vom Berge auf das nahe S. Felice (Circello), den Meer- busen, die Stadt, die Hügel ist ergreifend schön. Den folgenden Tag fuhren wir nach Gaëta, den 14. früh fuhren wir zu Wasser nach der Festung, besahen diese, und nach- mittags nach St. Agatha. Den 15. waren wir um 5 nachmittags in Neapel. Wir haben keinen Tropfen Regen gehabt, und alle Tage waren gerade so viel bewölkt, um daß die Sonne uns nicht inkommodiere. Der letzte war ganz heiter und wolkenlos, beim heitersten Himmel zogen wir ein. Ich habe mich schon hundert- mal gefragt, ob ich noch einmal mit Dir hier sein werde. Gesehen habe ich noch nichts als gestern nachmittag Villa Reale, die nichts als eine hohe, breite Terrasse ist, an der das Meer ruhig oder tobend immerfort anschlägt und sich bricht. Gestern abend war es stürmisch. Die Freude der Kinder daran, und wie der Anblick sie wie mit Zauberbanden fesselt, würde Dich sehr verwundern. Ida *) und Caroline hatten eine große Freude sich wiederzusehen. Rauch, meine geliebte Seele, ist ordentlich erzürnt, daß Du Neapel nie gesehen hast; er wird ganz wild, wenn er davon spricht. Die Reise — wir haben fünf Nächte unterwegs geschlafen, mittag und abend gegessen, alles in allem — hat mich 32 Skudi bisher gekostet. Die Kinder grüßen Dich auf das zärtlichste. Hermann hat unterwegs einen dritten Zahn bekommen und ist gesund und wohl. Gestern nachmittag fuhr ich in das Kasino des Chevalier ——— *) Ida Brun, vgl. S. 165. 362