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[   Band 3 Brief 169:    Humboldt an Caroline    Frankfurt a. d. Oder, 4. März 1810   ]


allein sind, sind wir auf Du und Du und dem Bruderkuß. Die
gleichen Ehren genießen Dohna und Schleiermacher. Mich soll
nur sehr wundern, ob, wenn sie mit Dir und mir allein ist, sie diese
Vertraulichkeit in einen bescheidenen Schleier hüllen wird. Sie ist
noch immer dieselbe, sie lernt ewig und nimmt ewig Stunden, ohne
jemals nur irgend interessanter zu werden. Aber gutmütig ist sie
sehr. Larochens *) gehn auch wieder mit ihr um, aber Carl hält sich
strenger wie ich. Er sieht sie nicht allein und nicht auf dem alten
Fuß. Ich denke, Du wirst darum nicht eifersüchtig werden.
Hier in Frankfurt wird es unendlich viel Langeweile geben.
Der Studentenhaufe (es sind jetzt wirklich über 400 hier) will mir
morgen abend Musik bringen, die Professoren in corpore geben
mir übermorgen eine Fete, Du siehst also, daß es an Stoff zur
Langeweile nicht fehlt. Indes bin ich die so gewohnt geworden, daß
ich zu behaupten pflege, daß es gar keinen Ennui in der Welt gibt.
Den Universitäten war es sehr nötig zum Trost und zur Be-
ruhigung zu erscheinen. Seitdem die Stiftung von Berlin gewiß ist,
glauben die Professoren hier, daß man sie bloß bestimmt, in einem
langsamen Tode hinzuschmachten. Ich habe der Universität zwar
7000 Taler jährliche Zuschüsse vom König verschafft, allein die
Kasse ist auch in sehr schlechten Umständen, und es kann also bei
weitem nicht die ganze Summe auf Verbesserungen verwandt werden.
Viele Leute wundern sich, daß ich Frankfurt neben Berlin bestehen
lasse. Allein ich glaube, es wird immer noch Menschen geben, die
lieber hier, als in Berlin studieren, und so mögen beide Anstalten
ihre Lebenskraft gegeneinander versuchen.
Verzeih, daß ich Dir so weitläufig darüber schreibe. Aber
diese Dinge liegen mir jetzt oft und fast immer im Kopf; ich habe
mich einmal hineinbegeben, sie durchzusetzen, mein Ruf hängt daran,
um so mehr, da ich eine Menge von Menschen habe, die das, was

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*) Vgl. S. 72.

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