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[ Band 3 Brief 169: Humboldt an Caroline Frankfurt a. d. Oder, 4. März 1810 ]
geschieht, tadeln, und dem, was ich noch unternehme, einen un- günstigen Ausweg wünschen. Das letztere wundert Dich vielleicht, da ich an sich harmlos bin und selbst nicht leicht jemand angreife. Aber es ist offenbar Neid zugleich auf meine Tätigkeit und meine Lage. Ich bin jetzt der einzige im Staat, dessen Tätigkeit einen Fortgang und einen in die Augen leuchtenden Fortgang hat. Ich bin wieder der einzige, der ohne den Titel des Ministers die ganze Freiheit und Wirksamkeit eines Ministers in einem weitläufigen Departement besitzt. Endlich kommt die Gunst des Hofes, des Königs und der Königin dazu. Aus allem diesem zusammen- genommen ist die Erscheinung äußerst begreiflich. Aber an Anhang fehlt es mir gewiß auch nicht. Besonders sind mir alle, die un- mittelbar mit mir zu tun haben, vollkommen ergeben. Nur freilich verdammt mich alles das zu einer Tätigkeit und einer nach außen gerichteten Aufmerksamkeit, die mit meinem vorigen Leben in frappantem Kontrast steht. Die Heiterkeit und Ruhe des Geistes nimmt es mir auf keine Weise. Es macht mich vielmehr lebendiger und regsamer. Aber ob nicht manches Schöne langsam untergeht, was nur aus der Gekehrtheit in sich, aus innerer Einsamkeit ent- springt, das besorge ich manchmal. Was mich tröstet, ist, daß ich doch immer und ununterbrochen neben dem äußeren ein inneres Leben führe, und daß es vielleicht wenig auf die Menge der Zeit ankommt, die man dem letzteren geben kann. Im tiefen Herzen habe ich immer ein anderes Interesse, als der Tag und die äußere Lage gebieten, und es gibt keinen Moment, in dem ich nicht sogleich alles Äußere, auch die gelingende Tätigkeit, die allein darin Reiz für mich haben kann, für jene innere Empfindung hingäbe. Die Erinnerung an Dich und die Sehnsucht nach Deiner Rückkunft sehe ich eigentlich als das ewig reinigende und läuternde Prinzip in mir an. Solange alles, was sich darauf bezieht, gleiche Inbrunst und Heiligkeit umschließt, bleiben auch Geist 353