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[ Band 3 Brief 34: Humboldt an Caroline Berlin, in der »Stadt Rom«, Berlin, 14. Januar 1809 ]
man sie ansieht, dabei sehr reinlich und einfach in ihrer Kleidung. Auch findet das Theodor schon selbst. Ich habe seine körperliche Pflege vorzüglich ihr empfohlen und habe ihr vorgestellt, was ein Kind in dem Alter ohne Mutter ist, und sie hat mir alles mögliche versprochen. Da alles, was nur von fern mit Schulen zu tun hat, mir jetzt zu Füßen liegt, und Herr Plamann besonders große Gunstbezeigungen von mir erwartet, so läßt er Theodorn gewiß nichts abgehn. An dem Unterricht nehmen viel mehr Kinder als an der Pension teil. Wie es damit sein wird, muß ich erst sehen. Der Unterricht wird nach Pestalozzischer Methode geführt. Wo die Methode mir mißfällt, kann ich ja auch eigene Lehrer nehmen. Ich habe Theodor, was Plamann sonst nicht tut, nur auf Monate hineingegeben, und kann also immer ändern. Für den Augenblick hätte ich wirklich gar nichts anderes mit ihm zu tun gewußt. Laroche *), den ich aber noch nicht gesprochen, hat seinen Sohn auch in demselben Institut, indes, da er selbst hier wohnt, nur zum Unterricht. Der Preis ist 300 Taler jährlich bei Kindern über 10 Jahr. Ich habe Dir so viel von Theodor geschrieben, liebe Li, daß mir kaum noch Platz bleibt für etwas anderes. Also nur noch zwei Worte von Kunth. Er ist sehr alt geworden und schüttelt zum Exempel immer mit dem Kopf. Auch grämlich scheint er ziemlich. Er ist außer sich, daß ich nicht gleich nach seiner Idee annehmen will, indes habe ich mich einmal seit einiger Zeit auf das Talent gelegt, immer mit den Menschen fertig zu werden, mich nicht zu ärgern und lieber die Sachen gehen zu lassen als böse zu werden, und so bin ich auch mit ihm sehr gut dran. Es gibt doch nur zwei Dinge, in denen der Mensch sich dauernd erhalten muß, und die die beiden Pole des schönen menschlichen Daseins ——— *) Carl v. Laroche, der Jugendfreund des Humboldtschen Paares. 72