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[ Band 3 Brief 160: Caroline an Humboldt Rom, 31. Januar 1810 ]
zu werfen. Ich habe indessen mein Reisehaus instand setzen lassen —— Du brauchst ja aber niemand von meinem Entschluß zu kommen, Rechenschaft zu geben, und wenn wir schon in uns noch etwas in Suspens lassen, so wollen wir es nicht im Äußeren merken lassen. Es rührt mich unendlich, teures Herz, daß Du so sehnsüchtig an uns denkst. Es hat mir unzählige Male sehr weh getan, daß ich gar kein Bild von Dir habe, wir gehen auch oft, die Kinder und ich in Thorwaldsens Studio und sehen Deine Büste. *) Alle Menschen sagen, es sei eine der besten Arbeiten Thorwaldsens, allein, obgleich ich ihr nicht die Ähnlichkeit streitig machen kann, finde ich, daß Du mehr Güte und mehr Verstand im Ausdruck der Physiognomie hast. Carolinens Konfidencen haben mich sehr interessiert. Das ist mir aber ganz neu und fremd, daß sie im Moment eines lebhaften Gefühls für einen Gegenstand schon wieder an die Möglichkeit der Unbeständigkeit glaubt. Wunderbare Natur! Allein Caroline liebt schön, phantastisch, aber wirklich nicht ergreifend tief, und sie erregt auch, dünkt mich, keine eigentlichen Leidenschaften. Wer ist denn der Geliebte? Falls ich durch Frankfurt komme, möchte ich ihn doch auch sehen. Mit Erfurt werde ich es kurz machen und lieber einige Tage in Weimar bleiben. Ich bin auch sehr dafür, daß Du mit Körner, Goethe, wenn er will, Schillers hinterlassene Werke herausgibst, ich bin überhaupt fürs Drucken und hätte meine herzliche Freude daran, wenn der Agamemnon **) herauskäme. Ich muß abbrechen und umarme Dich. ——— *) Jetzt in Tegel. — **) Vgl. Bd. II, S. 25. 330