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[ Band 3 Brief 145: Humboldt an Caroline Burgörner, 16. Dezember 1809 ]
Ernst aber, liebe Seele, bin ich heute sehr heiter und froh gestimmt. Burgörner bleibt doch immer der Ort, wo mir mein Glück zuerst erschienen ist. Es ist kein Schritt hier, der nicht eine süße Erinnerung bezeichnete. So innerlich und eigentümlich kann mich keine andere Gegend ergreifen. Ich habe mit inniger Rührung und süßer Wehmut Deiner gedacht, wie ich heute früh zwischen dem Küsterholz und dem Kirchberg herunterfuhr, und Dir so recht in tiefer, schweigender Seele für allen Glanz und alles Glück gedankt, was Du über mein Leben verbreitet hast. Dann kannst Du mir auch jetzt noch so in der Seele weh tun, wenn ich denke, wie Du hier mit Papa und Madame Dessault *) doch ein sehr langweiliges Leben führtest und ich freue und gloriiere mich, daß ich Dich doch von diesem Winkel aus bis an die Säulen des Herkules und die Tiber gebracht habe. So geht in jedem Moment unser ganzes vergangenes Leben an mir vorüber, und auch das künftige wird sich ja froh dem anschließen. Ich selbst kann jetzt nicht voraussehen, wie es mit meinen Dienstverhältnissen wird. In ganz Berlin fand ich die Sage verbreitet, ich sei Minister geworden. Eine Krise ist nah, das ist sicher, und was auch gewiß ist, ich bin der einzige, der noch das Vertrauen des Publikums besitzt, und wenn ich Minister würde und ein mehr unmittelbar ins Ganze eingreifendes größeres Departement erhielte, würde es allgemein eine sehr gute Sensation machen und den Mut aufs neue beleben. Ich habe in der kurzen Zeit, die ich jetzt in Berlin zubrachte, doch einige Gespräche mit Leuten von Einfluß gehabt und habe erklärt, daß ich in dieser wahren Not, in welcher sich die ganze Verwaltung befindet, dem König und Lande nicht entstehen würde, daß ich ——— *) Vgl. S. 35. 297