< zurück Inhalt vor >
[ Band 3 Brief 145: Humboldt an Caroline Burgörner, 16. Dezember 1809 ]
indes, um selbst weiter zu kommen, auch nicht intrigieren könne, daß ich also nur ruhig abwartete, und in meinem Posten bliebe, bis man mir etwa Dinge in den Weg legte, die mit meiner Ehre und meiner ersten Berufung unverträglich wären. So werde ich nun fürs erste auch handeln, und insofern ist’s mir gewissermaßen lieb, jetzt nicht in Berlin zu sein. Ich erfahre nun, ohne selbst teilzunehmen, was man gemacht hat. Wie es kommen mag, so ist’s mir recht. Ich scheue mich gar nicht, auch allenfalls ganz außer Tätigkeit zu kommen. In Berlin kam ich am Morgen nach 6 Uhr an, fand Grapengießern noch in tiefem Schlaf. Ich schickte um 7 zu Theodor, der wirklich eine rührende Freude hatte, mich wieder- zusehen. Er brachte mir sein Buch mathematischer Zeichnungen mit, die wirklich sehr reinlich und hübsch sind, und seine Zeugnisse, mit denen ich auch zufrieden sein konnte. Kunth habe ich kränklich gefunden, aber das Kind ist besser. Die Frau ist wirklich ein sehr gutes Geschöpf, die mir manchmal leid tut, weil, ob sie gleich recht sehr glücklich scheint, ich gar nicht absehe, was sie eigentlich dazu macht. Auch ist es, genau erwogen, wohl nur die Sorge und Mühe, die sie als Mutter und Frau übt. Das ist in Frauen oft unbeschreiblich rührend. Überhaupt bin ich seit meiner Rückkunft nach Deutschland wieder viel tiefer in die Kenntnis des Lebens der Frauen gekommen und habe sie noch viel mehr ehren und achten gelernt, und auch mein Mitleid mit ihnen ist sehr gewachsen. Es ist nicht, daß sie so unglücklich wären, aber das Rührende ist ihr Glück, das was sie oft mehr zu haben wähnen als wirklich genießen. Man kennt weder den Menschen, noch das Herz tief, wenn man das nicht oft und mit Ernst verfolgt hat, und wie sehr mich unter allen meinen Geschäften und Zerstreuungen andere Gegenstände abziehen, kann ich es nicht lassen, mich, wo 298