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[ Band 3 Brief 142: Humboldt an Caroline Freienwalde, 11. Dezember, ]
ihn besucht und ich hatte ihm erlaubt, sie in meiner Stube wohnen zu lassen. Wir wollen nun sehen, wie es uns einander gehn wird. Ich werde in Berlin, außer Kunth, Uhden und Laroche natürlich nur sehr wenig Menschen sehen. Indes mit dem Großkanzler *) muß ich notwendig ausführlich sprechen. Ich kann es mir nicht denken, daß sich das jetzige Ministerium zu halten imstande ist. Dohna besonders ist seinem Fall, wie er es sich selbst kaum verhehlt, sehr nahe, und schrecklich ist es wirklich, daß ich doch nun von Memel bis hierher gereist bin und überall mit allerlei Leuten ge- sprochen, aber nie ein Wort des Lobes irgendeines der Minister, ja nur der Billigung gehört habe. Überall ist eine dumpfe und tiefe Unzufriedenheit. Änderte sich aber das Ministerium oder auch nur Dohna wirklich, so ist eine Änderung auch mit mir fast unvermeidlich. Diese Krise kann sich vielleicht schon in den ersten Wochen nach des Königs Zurückkunft zutragen, und ich habe daher bei meiner jetzigen Abreise, so plötzlich sie mich auch überraschte, gleich darauf gedacht, meine Amtsführung, wenigstens einigermaßen abzuschließen. Ich habe nämlich einen ausführlichen Bericht an den König über das gemacht, was ich getan und noch zu tun die Absicht habe, und kann es so wenigstens mit größerer Ruhe an- sehen, wenn über mich und meinen Posten etwas verhängt wird. Da ich von der Ankunft der Nachricht des Todes Deines Vaters, liebe Li, bis zu meiner Abreise nur viertehalb Tage gehabt habe, so kannst Du denken, wie ich habe arbeiten müssen, um mit dieser Arbeit, die mir bei ruhiger Muße gewiß acht Tage weg- genommen hätte, und mit allem übrigen zum Weggehn Nötigen ge- hörig fertig zu werden. Indes bin ich es geworden und habe mich ——— *) v. Beyme, vgl. S. 73. 293