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[ Band 3 Brief 34: Humboldt an Caroline Berlin, in der »Stadt Rom«, Berlin, 14. Januar 1809 ]
sind: Heiterkeit oder eine innige Wehmut. Ich lebe jetzt oft in der letzteren. Aber wir werden ja wieder beisammen sein. Ewig Dein H. 35. Humboldt an Caroline Berlin, Behrenstraße 60, 19. Januar 1809 Mein Entschluß ist gefaßt, liebe Li, und die Briefe gehn heute ab. Ich habe den neuen Posten ausgeschlagen und den König gebeten, mich nach Rom zurückkehren zu lassen. Du siehst das Nähere aus den drei abschriftlichen An- lagen, ich schicke sie mit Fleiß, damit Du genau sehen kannst, wie ich gehandelt habe. Ich glaube nicht, so sehr man auch in der Stadt gegen mich schreit, daß man mir einen Vorwurf machen kann. Wie die Sachen da liegen, konnte ich nichts anderes sagen, als: ich wünsche in Rom zu bleiben und bitte darum; allein ich unterwerfe mich dem Willen des Königs, wenn er etwas anderes verfügt. Der Erfolg ist zwar nicht ganz gewiß vorauszusehen, da der König immer noch mein Gesuch verweigern kann. Allein ich glaube es nicht. Es wird sich schon jemand finden, der die Stelle wünscht, und es liegt auch nicht in dem Charakter des Königs, zu zwingen. Die Art, wie man mich hier aufgenommen hat, ist in der Tat äußerst ausgezeichnet. Meine Stube ist bis jetzt nur leer geworden, wenn ich zugeschlossen habe. Es ist nur eine Stimme, daß man niemand anderes als mich will, Wolf und andere drohen öffentlich, wegzugehen, wenn ich wirklich nicht bleibe. Einige Schulen haben mich ausdrücklich schriftlich anzunehmen gebeten. Ja, man ist noch mehr und sogar mit Vorwürfen in mich gedrungen. Man weiß nämlich, daß Beyme *), der jetzt Großkanzler und in Königs- ——— *) Carl Friedrich v. Beyme, 1765—1838, war 1808—1810 Großkanzler, d. h. Justizminister. 73