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[ Band 3 Brief 134: Humboldt an Caroline Königsberg, 27. November 1809 ]
durch. Du glaubst nicht, wie liebevoll und eifrig zugleich die Kinder unterrichten, welchen Anteil sie an den Fortschritten ihrer Schüler nehmen und wie hübsch diese Kindergruppen aussehen. Zeller hat hier ein eigenes Kolleg für Damen gelesen, und mit diesen Damen war ich gestern da. Der König besieht das Institut vermutlich auch noch, ehe er von hier abreist. 135. Humboldt an Caroline Königsberg, 28. November 1809 Gestern habe ich einen Brief von Dunker *) erhalten, der mich wieder in große Seelenmotionen setzt. Papa ist krank, und wie es scheint, nicht ohne Gefahr. Ich schreibe Dir die Stelle seines Briefes wörtlich ab. . . . Ich glaube nicht an eine nahe Gefahr, habe aber alle Anstalten getroffen, die fernern Nachrichten sogleich und gewiß zu erhalten, denn sobald sie mir kommen, nehme ich Urlaub und reise womöglich gleich am folgenden Tage ab. Sei sicher, daß ich in einer so wichtigen Sache nichts versäumen werde. Ich reise Tag und Nacht und bin gewiß schnell an Ort und Stelle. In Berlin muß und wird sich alles entscheiden. Das alte und neue wird da einen Krieg anfangen. Eine Entscheidung wird erfolgen, und leicht kann mancher den Hals brechen. Mich amüsiert es. Für uns bin ich gleichgültig, mein Prinzip ist nur, dem Mittelmäßigen und Schlechten überall den Krieg anzukündigen, wo ich es finde, und lieber selbst zu helfen, daß die Dinge, wie sie jetzt sind, zusammenstürzen, als jenes stehen zu lassen. Daß mich das nicht beliebt macht bei vielen, kannst Du denken. Auch steht niemand in einer so sonderbaren Lage, wie ich. Da ich mich sehr ——— *) Vgl. S. 16. 284