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[   Band 3 Brief 125:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 17. Oktober 1809   ]


gut er war, tat mir manches, nicht gegen mich, aber in ihm selbst,
oft weh. So groß auch Gedanken und Werke besserer Art sind,
so kann man es doch immer schwer ertragen, wenn sich der Mensch
gleichsam von ihnen loswindet, wenn wahre Gefühle ihnen geopfert
werden, und man mit einem nie abzuleugnenden Egoismus sich nur
ihnen hingibt. Noch schrecklicher ist mir’s, wenn dasselbe mit einer
öffentlichen Existenz geschieht. Mir wäre es auch unmöglich. Der
Mensch muß ein inneres nur ihn und das, was er liebt, angehendes
Interesse haben, und das andre muß nur darum herumspielen, nur
das Dasein, das eigentlich da ist, nebenher ausfüllen. Nur um
des einen Gefühls recht würdig zu sein, kann man manchmal dies
Gefühl selbst zum Opfer bringen, allein gerade dann lebt man am
meisten und höchsten in ihm.
Lady Temple *) wird doch schwerlich durchkommen. Mir fällt
bei ihr recht die Stelle aus der Glocke ein. Wir lasen sie in
Paris, kurz vor Adelheids Geburt. Ich vergesse nie, wie sie mich
ergriff, Du lasest sie, auch das vom Mann und der Stiefmutter.
Ach Gott! Ich wußte, daß Du die tiefste Gewißheit hattest, und
keinen Schatten des Zweifels, daß ich nie wieder einer anderen
angehören könnte, und doch verwundete es mich so tief.
                Ewig Dein H.


126. Caroline an Humboldt                 Rom, 1. Dezember 1809

So bist Du denn nach Litauen gereist; ach Du armes, liebes
Herz, mit den Tataren, wenn sie Dir nur nicht Deine
Pferde gegessen haben! Die Kleinen wollten sich totlachen,
wie ich ihnen davon erzählte. Sie machen manchmal die aller-

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*) Vgl. S. 92.

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