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[ Band 3 Brief 126: Caroline an Humboldt Rom, 1. Dezember 1809 ]
närrischsten Fragen, und wenn ich sie so intakt nach Berlin bringen könnte, könnte man sie für Geld sehen lassen. Ich sehne Dich zurück nach Königsberg. Wie kommt man doch in seinen Wünschen herunter! Lady Temple lebt noch, aber ist so schlecht, daß man nur den Augenblick ihres Hinscheidens erwartet, sie ist schon mehrere Tage ohne Besinnung und verlangte nicht mehr die Kinder zu sehen. So löst doch der Tod alles, alles, selbst die Bande der Liebe und des Mutterherzens. Ach! ihr Schicksal bewegt mich tief, und die unschuldige Unbefangenheit der Kinder, die beinahe täglich mit mir ausgehen und ausfahren und sehr mit unsern Kleinen liiert sind. Sie begreifen gar nicht, daß sie nun die liebende, ewig um sie besorgte und beschäftigte Mutter nicht mehr sehen werden. — So muß man, ach! erst selbst mit einem geliebten Wesen im Innersten der Empfindung gestorben sein, um den Tod zu begreifen. Leben und Tod, Freude und Schmerz, alles muß einem in der Seele gewesen sein, um es im anderen zu begreifen, um sich mit ihm zu freuen, mit ihm zu leiden. O wunderbares Gewebe, durch das der Mensch in sich und mit dem Ganzen im Reich der Empfindung zusammenhängt, das eigentlich macht, daß nichts Menschliches einem fremd ist, sobald es einen Menschen betrifft und berührt hat. Das ist doch die eigentliche unsichtbare Macht, die das Weltall zusammenhält. Ich umarme Dich, meine teure, liebe Seele. 127. Caroline an Humboldt Rom, 4. November 1809 Gestern, mein geliebtes Herz, habe ich Deine Briefe aus Tilsit und Memel vom 2. und 5. Oktober erhalten und danke Dir innigst für Deine Liebe. Schon mein letzter Brief wird Dich auf den nahen Tod der 268