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[ Band 3 Brief 44: Caroline an Humboldt Rom, 11. Februar 1809 ]
44. Caroline an Humboldt Rom, 11. Februar 1809 Ich habe Dir vorigen Posttag nicht geschrieben, mein teurer Wilhelm, woran ein Zusammenfluß kleiner Umstände schuld war. Kohlrausch hat die letzten 14 Tage sehr viel zu tun gehabt und gefährliche Kranke. Erst Lady Temple, dann alle ihre Kinder an sehr gefährlichen Halsentzündungen. Auch Gustav Rennenkampff *) ist seit vier Tagen wieder sehr krank, und ich kann mir nicht nehmen, sehr besorgt für ihn zu sein. Aber wessen Schicksal sich sehr schnell entschieden hat und von uns nun schon ge- nommen ist, ist Zoëga. Sein Tod hat mich ordentlich betrübt, und ich kann es nicht besser ausdrücken, als wenn ich sage, es ist mir, als wenn mir etwas von Rom genommen wäre, da ich ihn mir nicht mehr unter denen denken kann, die das Licht dieser Sonne sehen. Er wurde den 1. Februar krank, seine Krankheit soll alle Kennzeichen eines gallichten Fiebers gehabt haben, Gefahr ahndete niemand und den 7. hat er zu Labruzzi gesagt, in ein paar Tagen hoffe er ganz wiederhergestellt zu sein, den 8. hingegen setzte sich seine gehoben geglaubte Krankheit in ein Nervenfieber um und den 10., gestern, verschied er um 1/2 11 Uhr vormittags. Ich habe ihn noch am 9. um 2 Uhr gesehen und ob er gleich nicht vollkommen bei sich war, so schien er doch mich zu erkennen, drückte mir leise die Hand und winkte mir mit den Augen. Er ist nur 53 Jahre alt geworden. Ängstlichkeit um seine hinterlassenen Kinder hat er gar nicht geäußert. Die Dänen hier, wie Lund, Thorwaldsen usw. glauben alle, daß Schubart den Federico zu sich nehmen wird. Die Brun **) hat Emilien genommen und hofft, daß ihr Mann ihr erlauben wird, sie zu behalten. Mit der armen Laura scheint sich niemand befassen zu wollen. Ob etwas bares Geld da ist, wird ——— *) Bruder Alexanders v. R. **) Friederike Brun, dänische Schriftstellerin. 92