< zurück Inhalt vor >
[ Band 3 Brief 122: Caroline an Humboldt Rom, 11. Oktober 1809 ]
hat mich sehr bewegt. O Gott! welch ein Schmerz muß das sein, der so das Gehirn zerrüttet ——— für die äußersten Schmerzen, die das Schicksal schlägt, ist vielleicht der Wahnsinn ein linderndes Mittel — doch ist gewiß dem einen nicht das äußerste, wie es dem andern ist. Auch Alexander Rennenkampff *) schreibt mir aus der Provence, daß es nichts Unglücklicheres wie das Volk dort gäbe. Ach, auf dem weiten Erdboden fühlt sich alles getroffen in den tiefsten und heiligsten Verbindungen. Das Unglück ist überall und wird noch lange nachwirken, wenn auch die erste Ursache im Laufe der Jahre nicht mehr da ist. Adieu, Geliebter, Teurer. Ewig Dein. 123. Humboldt an Caroline Königsberg, 13. Oktober 1809 Ich habe gestern, liebe Li, Dein Briefchen vom 12. Sep- tember bekommen. Selbst die kleine Immortelle ist sehr frisch und gut angekommen. Ich bekam sie in Memel. Sie hat mich so tief und innig gerührt. Könnte ich nur einmal die liebe Hand drücken, die sie pflückte. Ich mag wohl sehr kindisch sein, aber gerade nach Deinen lieben Händen sehne ich mich manch- mal ganz unbeschreiblich, und so ganz abgesondert, daß nur das Bild mir in der Seele schwebt. Es hat auch niemand eine so charakteristische Hand als Du; mir war es von jeher, als wenn in einem Händedruck von Dir Deine ganze, ganze Seele läge. Es läßt sich darüber nicht schreiben. Aber man könnte tagelang da- rüber sprechen. Wahrheit, Innigkeit und Tiefe liegen zugleich und unglaublich vereint darin! Du bist und bleibst ein einziges, nie aus- zusprechendes Wesen, und ich bin gewiß, daß außer mir Dich nie- ——— *) Vgl. S. 36. 258