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[ Band 3 Brief 122: Caroline an Humboldt Rom, 11. Oktober 1809 ]
Der Oktober ist schön nach den ersten Tagen, die furchtbar kalt waren. Die Römer ergehn und lüften sich recht in den schönen Tagen. Ach, es sind die letzten Deines vorjährigen Aufenthalts, und um diese Zeit war von nichts wie Abreise, Wagen, Carretella und Einpacken mehr die Rede. Wehe Zeit! Ich begreife wohl, mein trautes Leben, daß Deine Geschäfte Dir nicht erlauben werden, vor Ablauf des Jahres Königsberg zu verlassen, und niemand kann inniger wie ich Deine Ansicht und die Empfindung, die sie motiviert, alles was Du begonnen hast, so gut wie möglich enden zu wollen, begreifen und ehren. Du bist ein einzig liebes Wesen in Deiner Konsequenz, Gemessenheit und Simplizität in allen Dingen, Du verlierst nie das Höchste aus den Augen und verachtest und vernachlässigst nie, nie das Untergeordnete. Da alles im Leben nicht das Höchste sein kann, so ist das die schönste, harmonischste, beste Ansicht, die man vom Leben und allen Ver- hältnissen, aus denen es gewebt ist, haben kann, und die würdigste, und die auch das Gewöhnlichste hebt und erfreulich und belohnend macht. Mein liebes Herz, ich liebe und ehre und kenne Dich gewiß recht tief und will gewiß immer mehr suchen, Deiner werter zu werden. Was Du mir über den jungen Stein *) sagst, hat mich gewundert, ich glaubte, er wäre so eigentlich zum praktischen Leben gebildet und erzogen, daß das so recht seine Sache wäre. Sollte die gewisse Unbehilflichkeit, die Goethe offenbar in seinem äußeren Benehmen hat, in seine Erziehung übergegangen sein? Ich habe heute auch einen Brief von Caroline Wolzogen bekommen aus Wiesbaden. Der Mann scheint sehr krank, und Caroline, durch den Anblick des Todes, der sich schon im noch Lebenden offenbart, tief erschüttert. Das Schicksal der Frau v. H. **) ——— *) **) Vgl. S. 229. 257