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[ Band 3 Brief 115: Humboldt an Caroline Königsberg, 22. September 1809 ]
Meine Dienstverhältnisse, über die ich Dir öfter abgebrochen
schrieb, befinden sich eigentlich in einer wenigstens möglichen Krise.
Der Großkanzler *) wünschte das geistliche Departement, das ich
habe, zu einem eigenen Ministerio zu erheben, und es eben dann
einem andern zu verschaffen und mich ins auswärtige Departement
zu bringen; da er weiß, daß ich im Grunde selbst das vorzöge, so
sind wir sehr freundschaftlich miteinander und haben selbst wenig-
stens von der Sache, wenn auch nicht von der Person meines
Nachfolgers, gegen die ich freilich selbst protestieren müßte, ge-
sprochen. Dohna, der sehr gut und brav ist, hat vor diesem Plan
eine sehr große Scheu, da er mit Recht glaubt, daß mein Fach,
das ich nun sehr in die Höhe gebracht, auf einmal sinken wird.
Ich verhalte mich an sich ziemlich neutral dabei, weil ich auf der
einen Seite gewiß für Gedeihen dessen, was mir anvertraut ist,
eifrig besorgt bin, auf der andern Seite aber aus meiner jetzigen
Stelle gern heraustreten würde. Ich habe dazu doch auch wirklich
viel Grund, weil meine jetzige Stelle mit dem ganzen Ministerium
auf das engste zusammenhängt und ich in mir überzeugt bin, daß
sich dies Ministerium nicht halten kann.
Auch kommt noch etwas andres dazu. Das Verhältnis der
Geheimen Staatsräte ist äußerst delikat, sie hängen vom Minister
ab und sind auch unabhängig, und ihre Existenz in ihrer Unab-
hängigkeit beruht sehr auf dem Staatsrat. Dieser ist aber nicht
eingeführt bis jetzt, und die Minister (nicht Dohna) scheuen sich,
ihn einzuführen, möchten jedoch gern eine andere allgemeine Konferenz,
in der sie allein mehr wirken könnten, einrichten. An dieser aber
habe ich fast allen Anteil verweigert und bin nie hineingegangen,
habe auch ziemlich bestimmt erklärt, daß ich meinen Abschied auf
der Stelle nähme, wenn man mir so etwas zumuten wollte. Und
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*) Vgl. S. 73.
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