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[   Band 3 Brief 111:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 8. September 1809   ]


Wolzogen scheint wenig Hoffnung mehr, oder vielmehr Hoffnung
baldiger Erlösung. Caroline hat ihn noch nach Wiesbaden bringen
wollen. Aber in Gotha ist er so krank geworden, daß man zweifelt,
daß er noch wird vor- oder rückwärts gehen können.
Mit dem Wappen hast Du sehr klug geschrieben. Du
könntest jeden Tag Gesandter sein. Den schwarzen Vogel laß
nach Deiner Abreise nach Neapel still abnehmen, bis dahin warte
ab, was die andern Gesandten tun, und folge ihnen. Von eigent-
lichen Gesandten kann freilich jetzt in Rom nicht mehr die Rede
sein. Degérando *) kultiviere ja. Er ist gut und kann Dir auch
nützlich sein.
Mein Brief an Alexander Rennenkampff kommt also noch zu
früh. Aber mein gutes, holdes Kind! wer die Mutter liebt, dem
muß man nicht mit der Tochter kommen! Das merke Dir und
werde mir nicht böse. Aber wir müssen unser altes Recht nicht
aufgeben, uns gegenseitig zu necken.      Ewig Dein H.


112. Humboldt an Caroline        Königsberg, 12. September 1809

Wohl denke ich mir, daß Deine Seele in den Tagen, da Du
die letzten Zeilen schriebst, wie Monte Savelli umwölkt
war. Ach, es sind bange Tage, auch mir lagen sie schwer
im Sinn. Ich träumte aber neulich vom lieben Wilhelm sehr
lebhaft; es hat mich unendlich glücklich gemacht.
. . . Sonst in Göttingen habe ich mich oft mit Stieglitz **) ge-
stritten, wenn er behauptete, der Mensch könne durch festen Willen
oder große Sehnsucht den Tod selbst lange Zeit zurückhalten, um

———
*) Vgl. S. 220.
**) Hannoverscher Arzt, Freund Humboldts aus seiner Studienzeit.

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