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[ Band 3 Brief 109: Caroline an Humboldt Albano, 2. September 1809 ]
daß ich von jeher nichts anderes als eine Frau sein möchte, denke also nur, wie’s mich freut, wenn Du das Geschlecht verherrlichst. Fahre nur fort zu dichten, wunderbar und schön ist es, daß Dir in deinen nicht erfreulichen Umgebungen die schöne Quelle der Dicht- kunst fließt. Mir ist bei dem, was Du über das Interesse sagst, das Du an allem nimmst, was von Rom kommt, eingefallen, was in der Iphigenie steht: »Der letzte Knecht, der an den Herd der Vatergötter streifte, ist uns im fremden Land willkommen« — es sind die Worte nicht, aber der Sinn. Das letztemal las ich die Iphigenie mit Alexander Rennenkampff *), er hatte sie nie gelesen. Mich hat dieser Umstand und sein Erstaunen, seine Rührung und Aufnehmen sehr gerührt— man begreift freilich nicht, wie ein Deutscher 30 Jahr alt wird, oder doch à peu près, und die Iphigenie nicht gelesen hat. Aber diesmal ist es mir zugute gekommen. Alexander ist sehr chevaleresk, das ist sehr hübsch und nicht un- interessant an ihm, grundaristokratisch durch Erziehung und Jugend- gewohnheiten und unendlich zart im Gemüt. Ich schätze und liebe ihn herzlich; er ist sinnig und ist gut, er ist fest und ist zart, er hat kleine Pedanterien, wir haben alle unsere Fehler, aber er hat gewiß eine seltene Tiefe und Fülle der Empfindung. 110. Humboldt an Caroline Königsberg, 5. September 1809 Es schmerzt mich, daß Du ohne Brief von mir geblieben bist. . . . Ich hatte mir lebhaft gedacht, wie die Rückkehr unserer ersten unglücklichen Periode auf Dich wirken mußte. Arme liebe Li! Wohl ist der Tod der Kinder das An- ——— *) Vgl. S. 36. 226