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[ Band 3 Brief 108: Humboldt an Caroline Königsberg, den 25. August 1809 ]
erkauft. Man muß tiefer ins innere Leben eingreifen und das Herz wunder machen, als es die rauhe Berührung der Welt erträgt. Aber die mit Wehmut, selbst mit Schmerz gemischte Lust ist auch die menschlichste, in die sich die Seele mit unbeschreiblicher Süßigkeit einspinnt, mit dunklem, aber untrüglichem Gefühle dessen, was einst daraus hervorgehen wird. Allein Du, mein holder Engel, sprichst von der Reue, als hättest Du selbst sie so tief empfunden, und Du gerade hast immer, solang ich Dich kenne, wie in klarem Lichte gewandelt. Wo ich manchmal verworren war, hast Du mich immer mit unendlicher Milde behandelt und mich mir selbst klar gemacht, und die tiefe Wahrheit Deines Gemüts ist mir in jedem Verhältnis des Lebens so leitend vorangegangen, daß ich immer dann am meisten mit mir zufrieden war, wenn ich ihr am kindlichsten und einfachsten folgte. Über meinen Winteraufenthalt sehe ich noch selbst nicht klar. Indes glaube ich, daß ich in Berlin sein werde. Es ist, selbst wenn der König nicht hingehen sollte, vieler Geschäfte wegen not- wendig. Des Königs Hiersein hängt, soviel ich berechnen kann, nicht von politischen Begebenheiten ab. Es ist mehr eigene Neigung, und da der Zustand der Königin dazu kommt, so glaube ich nicht an seine Rückkehr. Ewig Dein H. 109. Caroline an Humboldt Albano, 2. September 1809 Ich habe gestern abend Deine teuren geliebten Zeilen vom 4. August empfangen, mein liebster Wilhelm. Dein Sonett hat mich unbeschreiblich gerührt und erfreut. Warum sagst Du denn und glaubst, daß ich so barbarisch geworden und denken oder sagen könnte: »und die arme Frau erliegt der Wut?«. Du weißt, 225