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[   Band 3 Brief 95:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 17. Julius 1809   ]


nommen, nichts hilft. Allein man kann sich nicht enthalten, ewig
und ewig fort daran zu denken.
Deine Schilderung des Testaccio hat sehr meine Sehnsucht er-
regt, das Gras und die Rosen müssen himmlisch ausgesehen haben,
wenn sie so groß waren, um die Säulen und die Pinien zu ver-
decken. Die lieben beiden Knaben ruhen sehr süß und schön da.
Luise weit entfernt, und wir einst, liebe Li? Wo wir? Der Tod
hat unser Wanderleben viel tiefer in unser Dasein verwebt, als es
gewöhnlich geschieht. Es ist freilich süß, alle vor sich Verstorbenen
in heimischer Erde um sich zu besitzen und sich zu ihnen zu ver-
sammeln. Allein dieses Ruhen in fremdem Boden und unter
schönerem Himmel hat auch etwas Süßes, besonders in uns, die
wir doch beide unser Empfindungsdasein nur in den Kindern finden,
und aufwärts an wenig oder nichts anknüpfen können.
Also wird der Pupo in St. Peter getauft, der Glückliche!
Daß er ernst und böse aussieht, ist recht gut. Jetzt die Welt mit
freundlicher Miene zu betreten, wäre wirklich Lügen.
Ich gehe vielleicht mit Prinz George *) nach Memel. Ich habe
ihm ernstlich vorgestellt neulich, daß wir dies Land nicht genug
genießen, worüber er sehr gelacht hat.
Lebe herzlich wohl. Ewig Dein H.


96. Humboldt an Caroline            Königsberg, 18. Julius 1809

Es ist hier ein schreckliches Wetter. Seit drei Tagen gehe
ich nicht bloß auf der Straße immer im Rock und Über-
rock, sondern ziehe auch in der Stube, wo ich nicht muß,
den Überrock nicht aus. Ach, komme nur ja nicht in dies Bärenland,

———
*) von Mecklenburg-Strelitz. Vgl. S. 177.

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