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[ Band 3 Brief 95: Humboldt an Caroline Königsberg, 17. Julius 1809 ]
95. Humboldt an Caroline Königsberg, 17. Julius 1809 Die römische Katastrophe hat mich unsertwegen sehr geschmerzt. Ich hatte nie ganz meine alte Stelle dort aus dem Ge- sicht verloren und nun ist so gut als alle Hoffnung auf Italien verschwunden. Ein Gesandter ist in Rom nicht mehr möglich, höchstens ein Agent, und ob und wann sich die Sachen in Neapel wieder anknüpfen, ist höchst zweifelhaft. In dieser Rück- sicht muß ich noch zufrieden sein, daß ich meinen jetzigen Posten angenommen habe. Können wir nicht in Italien sein, bleibt er immer der ehrenvollste, nützlichste und angenehmste, auf den ich rechnen konnte. Eine andere Gesandtschaftsstelle könnte uns wenig nützen, und fast keine uns behagen. Indes sind das alles leidige Trostgründe, der einzig gründliche bleibt bloß der, so wie sich die Sachen, die jetzt in chaotischem Gewühl sind, gestaltet haben, seine Rechnung abzuschließen, seine Lage zu verengen, aber unabhängig zu machen und den Himmel, unter dem man lebt, unabhängig von aller Rücksicht, die Kinder allein abgerechnet, zu wählen. Du scheust eine beschränktere Lage nicht, wir haben wenig Bedürfnisse, unser inneres Glück, selbst unsere Vergnügungen, die Dinge, die uns im großen und kleinen Freude machen, fordern nicht gerade Aufwand, wir können, auch wenn Verluste, die man jetzt nur besorgt, wirklich würden, noch sehr glücklich leben. Allein ohne Änderung aller großen Umstände, die indes immer möglich ist, denke ich an kein Zurückziehen aus dem Dienst. Ich bin gesund, voll Kraft und gutem Willen für alles, woran ich einmal Hand anlege, wenn es mich sonst auch wenig interessiert, also geht die Arbeit mit mir immer gut. Auch fasse ich leicht Wurzel, wo ich bin, und komme im Dienst gewiß eher weiter als zurück. Verzeih, daß ich so oft auf diesen Gegenstand und die Zukunft zurückkomme. Man sollte es eigentlich nicht, weil es, genau ge- 198