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[ Band 3 Brief 96: Humboldt an Caroline Königsberg, 18. Julius 1809 ]
liebe Seele, und bleibe, bis wir alle in ein wenigstens etwas milderes Klima gezogen sind. Zwar denke ich noch nicht den Schreckens- gedanken, Königsberg nur mit dem Hof zu verlassen, da dies sehr lange währen kann, allein gewiß ist es, daß meine Privat- und öffentlichen Geschäfte doch hier in der Nähe der Ministerien bei weitem besser vonstatten gehen. . . . Deine Zufriedenheit mit Rauch ist mir ein ungemeiner Trost. Du wirst Dich daher doppelt über das freuen, was ich für ihn getan habe und ihm heute schreibe. Der König hat ihm auf meinen Antrag seine Pension *), die nur 125 Taler betrug, auf 400 Taler erhöht. Du wirst Dich hierüber in diesen geldarmen Zeiten wundern. Mühe hat die Sache allerdings gekostet, und ohne mein persönliches Verhältnis zum König hätte ich sie nicht durchgesetzt. Auch wundern sich alle darüber, und Schilden **), mit dem ich öfter über die Mittel, Rauch zu helfen, gesprochen hatte, und der immer verzweifelte, kann noch nicht begreifen, wie ich nur den Mut gehabt habe. — Kunthen habe ich auch 500 Taler Zulage und Schleiermachern 500 Taler Wartegeld, bis eine Universität in Berlin errichtet wird, verschafft. Du siehst, daß ich Gnaden ausspende. Es geht in diesen Dingen mir so ziemlich nach Wunsch, weil ich mit allen Ministern gut stehe. Ich schmeichle ihnen ge- rade nicht, vielmehr hören sie wohl von keinem so rücksichtslos auch bittere Wahrheiten; aber sie haben eine gewisse Achtung für mich, wissen und sehen, daß ich uneigennützig und gutmütig bin, und müssen sich bei jeder Gelegenheit überzeugen, daß der König und die Königin mich sehr auszeichnen und mich sehr freundlich behandeln. Diese Umstände, und daß mich auch allenfalls einmal schief gehende Dinge nicht tief affizieren und wenigstens nie ärgern, ——— *) Unter Pension ist damals immer Gehalt verstanden. **) Kammerherr der Königin Luise. 200