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[ Band 3 Brief 77: Humboldt an Caroline Königsberg, 26. Mai 1809 ]
Plamann, bei dem Theodor in die Schule geht, habe ich eine große Hilfe verschafft. Auch Fichte *) habe ich seine Pension von 800 Taler gleich wieder auszahlen und für die Zukunft versichern lassen. Ich bin in diesen Dingen sehr glücklich. Der König hat mir noch keinen Antrag abgeschlagen. Dennoch rechne ja nicht noch zu fest auf mein Bleiben in dieser Sphäre. Die Zukunft ist noch zu ungewiß. Vorgestern war an Prinzessin Radziwill ihrem Geburtstag eine Marionettenkomödie beim Kronprinzen, wo der ganze Hof war. Prinzessin Wilhelms **) war sehr schön. Der König und die Königin haben mich wieder beide sehr ausgezeichnet. Man aß an kleinen Tischen, und die Königin hat mich an den ihrigen genommen, an dem außer den Prinzen und Ministern sonst niemand war. Aber alle diese Gunst und Ungunst sagt hier weiter nichts. Jeder bleibt darum immerfort in seinem Geleise. Ist auch in Rom jetzt die Rede, daß die Damen Kleider tragen, die die Schultern so gut als ganz bloß lassen? Ich hasse es, es sieht aus, als fielen einem die Kleider vom Leibe, und der Arm, eine der hübschesten und unschuldigsten Partien am mensch- lichen Leibe, erscheint nun weniger gut. Er ist oben nackt, unten auch, aber weniger als sonst, und hat in der Mitte das Stück Kleid sitzen. Der Rücken wird aber, wie man es hier trägt, so bloß, daß er der ganzen Breite und Tiefe nach vollkommen halb zu sehen ist. Laß ja die Li es nicht stark tragen. Wenn die Li Arabisch lernte, wäre es gar nicht übel. Da sie vermutlich weniger als ihre Eltern mit Juden umgehn wird, hätte sie doch eine Verbindung mit dem Morgenlande. Im Ernst aber möchte ich, sie lernte, wenn Du vom Land zurückkommst, Englisch. ——— *) Der berühmte Philosoph. **) Vgl. S. 135. 167