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[ Band 3 Brief 77: Humboldt an Caroline Königsberg, 26. Mai 1809 ]
Sage ihr, daß man nicht wissen könne, wozu das gut sei. Es wäre auch darum nützlich, weil sie schon Schwedisch kann, und so einen guten Schritt mehr täte, alle ursprünglich deutschen Sprachen zu wissen. Über die Schulen habe ich wirklich einige leuchtende Ideen, und bleibe ich, wie aber schwerlich geschehen wird, so muß das Volk, vorzüglich durch Pestalozzischen Unterricht, den ich sehr be- schütze, grundenergisch und der höhere Teil sehr erleuchtet werden. Auch ist die Stimmung sehr gut dazu hier. Schon ehe ich herkam, hat die einzige Provinz Preußen jährlich 12000 Taler für ein Pestalozzisches Schullehrer-Seminarium und 17000 Taler für die Universität Königsberg und ein für allemal 14000 Taler zu einem botanischen Garten bekommen. Die Professoren streben von allen Seiten, von Deutschland und Rußland her, nach Preußen, und es lassen sich viele haben. Stelzer, der jetzt Professor in Moskau ist, und, für mich, ewig bleiben soll, hat mir einen rührenden Brief ge- schrieben, ihn von den Tataren zu befreien. Es muß arg sein, denn er hat doch 5000 Rubel Gehalt. Er schickt sogar Geschenke, für mich einen seltenen Schwamm und eine Opferkerze des Dalai Lama und für Dich eine vom Kaiser Alexander selbst geschliffene Glas- platte mit einem Kopf. Erinnerst Du Dich wohl noch, daß mich Madame Stelzer sehr dringend einmal nach Mansfeld einlud? Du mußt doch gestehen, daß ich schon damals sehr treu war. Daß sie einmal nach Moskau kommen würde, dachten wir aber nicht. Mit Deinen Ausgaben geht es ja ziemlich gut, teure Seele. Bei der Küche kommst Du jetzt mit viel weniger aus. Ich bin ordentlich stolz darauf, daß ich so viel gegessen habe. Daß die Wäsche durch das neue Kleine teurer wird, hat mich sehr gerührt. Das arme kleine Wesen, ob es nur schon da ist? Bei dem Anzug der Kleinen sprichst Du schon von Packerei. Arme Li! Bleibe noch ja ruhig. Man muß nie aus der Arche 168