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[ Band 3 Brief 69: Humboldt an Caroline Königsberg, 2. Mai 1809 ]
großer und einsichtsvoller Aufmerksamkeit alle Vormittage mehrere Stunden bei. Allein die Geschäfte gehen doch ohne Einheit und Energie, aus persönlicher Schuld der Minister, und weil der Plan, nach dem alles verteilt und angeordnet ist, und der an sich noch viele Mängel hatte, jetzt Händen anvertraut worden ist, die ihn aus Unkunde ihn zu verbessern und zu befolgen, und ohne Mut ihn ganz zu verlassen, bloß verstümmelt haben. Ich genieße übrigens persönlich eine große Freiheit und bin der einzige unter den Geschöpfen, die man Geheime Staatsräte nennt, der mit gehöriger Unabhängigkeit administriert. Das ist aber nur per- sönlich, weil ich es bin und weil Dohna gerade mein Minister ist, daher immer prekär und nicht angenehm. Es ist auch sicher, daß weder diese Verfassung, noch dies Ministerium sich halten können, und wie lange sich beides hinschleppt mag ungewiß scheinen. Sehr närrisch und ordentlich wunderbar ist’s, wie jetzt alle Kollegia und Menschen, die sonst unabhängiger waren, nach und nach Empörungen versuchen. Mich trifft das vorzüglich, nicht daß die Leute etwas gegen mich hätten, vielmehr sind sie mir gut, aber weil meine Sektion vielen ehemaligen Unabhängigkeiten ein Ende gemacht hat. Alle diese Stürme sind abgeschlagen und die Leute zur Ordnung verwiesen worden. Nur Iffland *) hat im Grunde gewonnen; die Sektion näm- lich sollte ihn und das Theater unter sich haben. Er aber hat darauf bestanden, daß er zwar sich der Aufsicht der Sektion in Ab- sicht der Sittlichkeit unterwerfen, aber übrigens nur unmittelbar mit dem König in Gemeinschaft stehen wolle. Ich selbst habe geraten, ihm nachzugeben. Er wäre, da er einen sehr vorteilhaften Ruf nach Wien hatte, fortgegangen, und nun schien mir doch ein leidliches Theater für Berlin weit amüsanter, als meine Sektion. Es kann ——— *) Siehe S. 114. 151