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[ Band 3 Brief 52: Humboldt an Caroline Berlin, 11. März 1809 ]
im Schauspiel, am Geburtstage der Königin, sehr kalt gewesen. Etwas trug auch Ifflands *) dumme Wahl des Stücks dazu bei. Er gab ein Stück, wo ein verschuldeter Landedelmann von seinem Pächter unterstützt wird, also gleichsam ein dramatisiertes Silber- edikt. Viele Leute haben, da man das Geheimnis nicht bewahrt hatte, ihr Silber verkauft, worüber nun ein großes Geschrei von Mangel an Patriotismus entsteht. Sehr viel Silber ist außer Landes geschickt worden. Ich habe natürlich nicht verkauft, werde aber die Abgabe zu bezahlen und nicht zu verkaufen suchen. Der dicke Hagen, die Hagen und Emma oder nach Alexanders Be- nennung, der Speckkäfer, die Käferin und der Knixkäfer, schreien fürchterlich dagegen. Ich fürchte noch mehr, als ich schreie, daß, weil man es so linkisch angefangen hat, sehr wenig bei der Sache herauskommen wird. Merkwürdig ist es, jetzt alle Gesandten hier vereinigt zu sehen, ohne Hof und irgendeinen Menschen, sei es auch der unterste Rat, an den sie sich offiziell wenden könnten oder der sich einiger- maßen um sie bekümmerte. Sie gehen wie die verlorenen Schafe umher. Aber den römischen Posten ist noch nichts beschlossen und wird auch so leicht wohl nicht werden. So wie man hier einen Menschen finden soll, ist immer eine Not und eine Qual. Die gött- liche Art, wie man bisher regierte, hat es wirklich dahin gebracht, daß fast niemand recht brauchbares da ist. Über Krieg und Frieden ist immer die gleiche Ungewißheit. Aber die meisten halten den Krieg für so gut als gewiß. An den Gedanken von Zoëgas Tod kann ich mich noch nicht gewöhnen. Er muß Dir entsetzlich fehlen. Wenn man ihn auch in Tagen nicht sprach, so sah man ihn doch ausgehen, hörte ihn ——— *) August Wilhelm Iffland, geb. 1759. Schauspieler und Dramatiker, später (nach 1811) Generaldirektor aller Königlichen Schauspiele. † 1814. 114