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[   Band 3 Brief 62:    Caroline an Humboldt     Rom, 12. April 1809   ]


62. Caroline an Humboldt             Rom, 12. April 1809

Ich bin wieder wohl, mein teures Herz, es war letztens
nur ein Übergang.
Wegen Deines Vermögens in Polen sage ich gar
nichts, denn niemand wird das Mögliche so gut besorgen wie Du,
aber hart ist es sehr. Der arme Rittmeister *) mit den vielen Kindern,
und Alexander! Wo sind denn die großen Schätze, die aus den
Werken kommen sollten? Ich fürchte, die sogenannten Freunde
kosten ihm in Paris noch ungeheuer. Wir kennen ja seine Gut-
mütigkeit. Er ißt trocken Brot, damit jene Braten essen.
Über Kunth weiß ich nichts zu sagen, Du mußt wissen, ob
er zu den Geschäften taugt, im ganzen auf lange glaube ich
nicht, daß Rom ein Ort für Kunth wäre, er hängt doch so an
allem Zeitlichen und am Tand dieser Erde, aber ein paar Jahre
hielt es wohl vor, doch verlörest Du ihn dort. Ich, verzeih,
kann nichts entscheiden. Ein gewisses Gefühl von Schicklichkeit
und Respekt vor dem Unglück des Höherm hier hat mich verleitet,
über Uhden das zu sagen, was ich gesagt habe, es lag etwas
Empörendes darinnen.
Die lieben Kleinen und Caroline sind recht wohl. Akerblad
hat Carolinen gefragt, ob er ihr Stunden im Türkischen oder
Arabischen geben solle, ihr Sprachtalent macht große Sensation.
Ich weiß nicht, es ist mir besonders un[heimlich], wenn Du
nach Königsberg mußt, es ist so tief im Norden, ich war nie da,
die Phantasie bindet sich an nichts mehr. Für Theodor bin ich
bei Laroche nicht besorgt. Gegen das Schicksal kann niemand,
aber so tief es mich auch getroffen, vernichten wird es mich ja
doch nicht wollen.
Das finde ich einen schönen und sehr zweckmäßigen Gedanken,

———
*) Vgl. S. 107.

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