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[   Band 3 Brief 60:    Humboldt an Caroline    Berlin, 4. April 1809   ]


sie die hiesige Garnison ermuntert, sich lieber kleine Garnisonen
auszubitten, und von der Nichtigkeit Berlins und den ehemaligen
Gensdarmes spricht, ich schwöre Dir, unendlich geistvoll und gut.
Von inniger und tiefer Seele Dein und der kleinen, holden
Mädchen und der guten, großen Li      H.


61. Humboldt an Caroline              Berlin, 8. April  1809

Ich schreibe Dir noch einmal von hier, teure Li. Ich soll
in zwei Stunden im Wagen sitzen und bin noch von
Besuchern belagert und in Papieren vergraben. Theodor
und Hellmuth *) sind bei mir und haben bei mir gegessen. Es sind
treffliche Knaben. Theodor quälte mich vor einigen Tagen sehr,
ihm einen silbernen Becher zu schenken, der noch hier war, und ich
tat es. Hellmuth hatte auch einiges Silber. Nun sind sie zu-
sammen allein auf die Münze gegangen und haben ihr ganzes
Silber, jeder einen Becher und Hellmuth noch ein paar Teelöffel
und Theodor einen silbernen Bleistift zum patriotischen Geschenk
gemacht, aber ausdrücklich gesagt, daß man sie in den Zeitungen
nicht nennen soll.
Es ist heute sehr hübsches, obgleich kaltes Wetter. Jenseits
der Weichsel starrt noch alles in Eis und Schnee. Die Kastanien-
bäume schlagen da im Julius aus. In Blüten hat man einen
im September gesehen.
Verzeih heute meine Kürze, aber ich kann nicht mehr. Ewig
mit inniger und einziger Liebe Dein H.

———
*) Hellmuth v. Laroche.

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