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[ Band 2 Brief 103: Humboldt an Caroline Marino, 11. September 1804 ]
als er nur zu lebhaft bemerkt und oft beredet hat, daß wir fast entgegengesetzte Pole sind. Das würde mir doppelt darum leid tun, weil er weich und empfindlich und bei aller Größe und Ruhm seines eigenen Wertes weniger gewiß ist als irgend jemand. Ihn eigentlich an seine Deutschheit zu erinnern, und ihn überhaupt von der ivresse de la vaine gloire zum Ernst zurückzuführen, dazu muß man einige Zeit abwarten. In gewisser Art fürchte ich da nicht. Er hat wahren Ehrgeiz. Er fühlt gewiß, daß, wenn er nicht in Deutschland Ruhm erwirbt, es außerhalb nichts ist. Sollte er selbst das Unglück haben, was jetzt das Beste in Deutschland ist, wenig zu achten, so ist er doch fein und merkt selbst, wie die Umstände des Augenblicks stehen. Die Ministerveränderung *) ist ein neuer Grund, nach Berlin zu gehn. Du wirst jetzt wissen, daß sie, wie natürlich, radikal ist. Aber Hardenberg (der Graf) schreibt mir, der Minister Hardenberg wollte nicht Ansbach und Baireuth abgeben, und wünschte einen zweiten Minister neben sich. Dies werde Keller werden. Gegen den Namen Louise habe ich gar nichts, liebe Li, laß ihn ja. Aber ist denn das Kind getauft? und wer hat Gevatter gestanden? Alexander könnte seine europäische Karriere damit wieder anfangen, sowie Bonpland **) seine amerikanische. Sage Alexandern, daß in der Jenaer (der besten) Literarischen Zeitung bei Gelegen- heit des Buches von Volney ***) über Amerika steht: »Wir können den ersten Teil dieses Werks (den wissenschaftlichen) bloß Männern empfehlen wie Humboldt und Steffens, †) deren Geist mit Energie über der Erde schwebt und von ihrer Finsternis Licht zu scheiden sucht. ——— *) Vgl. S. 227. — **) Vgl. S. 231. — ***) Beschreibung einer Reise, die Volney 1795——98 durch Nordamerika gemacht. — †) Steffens, Philosoph, Naturforscher und Dichter, 1773—1845, Anhänger von Schellings Natur- Philosophie in Jena. 248