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[ Band 2 Brief 97: Humboldt an Caroline Rom, 25. August 1804 ]
Mächte Frankreich den Krieg erklärt haben. Beurteilte man diese Nachricht nach den gewöhnlichen Regeln der Kritik, so wäre sie unbezweifelt wahr. Aber, daß Preußen mit Frankreich Krieg an- finge, ist mir unglaublich. Wäre es, so bitte ich Dich, nimm Deine Vorsichten. Lebe herzlich wohl und schreibe mir ja alle acht Tage. Von inniger Seele Dein H. 98. Caroline an Humboldt [Paris], 28. August 1804 Alexander ist endlich gestern angekommen, *) und seitdem geht es uns wie ein Mühlrad im Kopf herum. Er sieht sehr wohl aus, gar nicht so cuivré, wie er geschrieben hatte, und ist viel fetter geworden. Er ist so unbeschreiblich noch derselbe in Manieren, Mienen, Gestikulationen und Tournüren, so daß ich meine, er wäre vorgestern erst von uns gereist. Er hatte durch einen verlorenen Brief, den ich ihm nach La Rochelle poste restante ge- schrieben, mein Hiersein erfahren, und es scheint ihm angenehm zu sein, mich hier zu finden. Alle europäischen Länder gehn ihm im Kopf herum. Er möchte auf einmal hier, in Spanien, in Berlin und bei uns in Rom sein. Einen klareren Brief werde ich Dir das nächste Mal schreiben. Um den Brief noch nach der Post zu bringen, muß ich hier auf- hören. Tausend Küsse den Kindern und Dir, mein einzig Leben. ——— *) Alexander v. Humboldt hatte seine große Forschungsreise nach Süd- amerika in Begleitung des französischen Naturforschers Bonpland im Oktober 1798 angetreten, hatte sich 1804 einige Monate in den Vereinigten Staaten aufgehalten und am 9. Juli in Philadelphia nach Bordeaux eingeschifft, wo er am 3. August gelandet war. 231