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[   Band 2 Brief 95:    Caroline an Humboldt     [Paris], 22. August 1804   ]


so ist und bleibt mir dies Leben ein furchtbares Rätsel, und wenn
es eins gibt, warum begreifen wir es nicht hier? O Wilhelm, wenn
Du noch lebst und Dich unser erinnerst, warum kommt kein Laut
Deiner Liebe zu uns! Kohlrausch hat letztens so einen schönen Traum
von ihm gehabt, ich habe keinen solchen.
Ich muß hier abbrechen, um den Brief zur Post zu bringen.


96. Humboldt an Caroline        Marino, 22. August 1804

Ich bin Sonntag hier wieder angekommen und habe große
Freude gehabt, die Kinder wiederzufinden. Wenn es, wie
ich gewiß hoffe, so fortgeht, findest Du beide nicht bloß
größer, sondern auch runder und stärker wieder. Da Gabriele
immer in Vicenzas Händen ist und sein muß, so bin ich mit ihr
im Grunde nicht viel mehr bekannt geworden. Doch führt Adelheid
sie jetzt oft an der Hand zu mir und sagt: »va da papà, dagli un
bacio«, und dann spielen sie beide sehr hübsch bei mir. Aber Adel-
heid ist desto lieber. Alle Abend sitzt sie neben mir von 8—1/2 10
an meinem hier sehr kleinen Tisch, und seit einigen Abenden schläft
sie an diesem Tisch auf ihren Ärmchen auch ein, und ich trage sie
dann in ihr Bett, daß sie auch beim Ausziehen nicht aufwacht.
Verziehen tu ich sie freilich, aber sie ist auch unendlich lieb.
Haugwitzens *) Abgang weiß ich bis jetzt nur indirekt. Mir ist
er sehr unlieb. Ich war ihm gut, er war noch menschlicher, als ich
mir Hardenberg denke, und in Geschäften, besonders diplomatischen,
die doch meist nur eine Art unnützen Spiels sind, ist nichts so gut
als leben und leben lassen. Er half nicht leicht einem, weil er allen
gleiche Hoffnungen machte, aber er hatte auch selten Gegenpläne

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*) Vgl. oben S. 226.
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