< zurück Inhalt vor >
[ Band 2 Brief 101: Humboldt an Caroline Marino, 5. September 1804 ]
jetzt rührt es mich manchmal, zu denken, daß ich eigentlich an nichts nur einmal ein Bild von ihr festhalten kann. Schicke mir ein paar Härchen von ihr, damit ich doch ein anschaubares Zeichen ihrer Existenz habe. Daß Hardenberg *) das Departement übernimmt, ist mir endlich gestern offiziell bekannt gemacht worden. Es heißt in dem Reskript, que le Roi a déféré à la demande du Comte de Haugwitz de lui accorder la permission illimitée de se rendre à ses terres, et d’y séjourner selon sa convenance et le besoin de sa santé et de ses affaires particulières, und daß er Hardenbergen die direction per- manente du Dép. des affaires étrangères übergeben hat. Der eine ist also abgetan und der andere allein alles. Das freut mich daran. Sonst liebte ich Haugwitz und verliere ihn ungern. Der neue hat schon in seiner Namensunterschrift etwas zu Steifes und Pedantisches. Man muß nun sehen, wie alles wird. Mir kann es noch am ersten gleich viel gelten. Ich liebe Rom und Italien, und am Ende brauchen wir den Dienst nicht, wenn er einmal unangenehm würde. Schillers Übel **) hat mich sehr erschreckt. Indes scheint es mir fast ein gutes Zeichen für seine Konstitution überhaupt, daß er kurzdauernde und heftige Übel bekommt, und lieb ist es mir, daß das, an dem er jetzt so fürchterlich gelitten, nicht in der Anstrengung seiner Arbeiten seinen Grund gehabt haben kann. Denn bewunderungs- würdig bleibt es in der Tat, daß dieses fortwährende Produzieren ihn nicht sichtbar angreift. Es ist eine der schönsten Seiten an Schiller. Es zeigt, daß er in dieser schaffenden Phantasie wie in seinem Elemente leben kann, auch braucht er wirklich nicht einmal andere leichtere Beschäftigungen, um besser zu jenen zurückzukehren, wie Goethe so offenbar. Die Trennung von Schiller wird mir ewig schmerzhaft bleiben. Er ist immer der einzige gewesen, mit dem ich ——— *) Vgl. S. 56. — **) Vgl. S. 219. 240