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[   Band 2 Brief 80:    Humboldt an Caroline    Rom, 19. Junius 1804   ]


inneren, die Du immer so rein bewahrst, ganz zu genießen. Darin,
wenn Du mich liebst und mich, wenn es möglich ist, noch froher
um Dich sehen willst, schaffe Dir wahre Unabhängigkeit, und laß
nicht solche äußere Geschäftigkeit Dir so über den Kopf wachsen,
daß das Dich körperlich angreift oder zu sehr zerstreut. Glaube
mir gewiß, liebe, gute Li, das Beste und Allerbeste, was Du für
mich und die Kinder, die jetzt groß genug werden, Dich zu ahnden,
tun kannst, ist, recht frei und recht fruchtbar in Ideen und Gefühlen
in Dir zu leben. Darum freue ich mich zuerst sehr auf Deinen
Aufenthalt in Paris. Ich weiß wohl, daß Du so ohne die kleinen
Mädchen und mich immer nicht ganz ruhig und nicht so eigentlich
glücklich und heiter dort leben wirst. Allein die Gegenstände, die
Dir sonst lieb waren und die es jetzt wieder sein werden, der Um-
gang mit Schlabrendorff *) und die ganze mannigfaltige Welt um
Dich werden Dich aufs neue beleben, und auf diese Belebung
halte ich sehr viel. Sie gibt Dir noch besseren und höheren Stoff
und Stimmung, und ich bitte und beschwöre Dich noch einmal, ge-
nieße es recht nach Lust und ohne Dich einzuschränken.
Meine Gesundheit ist gerade, wie ich sie mir wünschen kann.
Ich leide nicht das mindeste, und ich fühle mich, selbst wenn ich wie
neulich den Sonnabend vom Morgen um 7 Uhr bis um 10 Uhr
den Abend schreibe, so wenig müde, daß ich neulich an demselben
Tage noch um 9 Uhr einen Brief beantwortet habe, der ebensogut
auch noch länger hätte warten können.
Lebe innigst wohl, gute Liebe, umarme die Kinder. Adieu!

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*) Vgl. S. 74.

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