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[ Band 2 Brief 72: Caroline an Humboldt Weimar, 16. Mai 1804 ]
72. Caroline an Humboldt Weimar, 16. Mai 1804 Liebster Wilhelm! Ich habe Deinen Brief vom 28. April den 13. Mai in Erfurt bekommen. Dein Wohlsein und das der Kleinen freut mich unaussprechlich. Jetzt ängstige ich mich eigentlich nur vor dem Monat August. Erhitze Dich ja nicht, wenn die eigentlich große Hitze anfängt, und suche auch die Kinder so kühl wie möglich zu halten. Ich bin vorgestern hierher gefahren, Papa reiste nach Auleben *) ab, bleibt da den 15. und 16. und kommt morgen nach Burgörner. Ich gehe morgen nachmittags nach Naumburg, und Freitag, den 18., bin ich bei guter Zeit in Burgörner, wo selbigen Tages oder den folgenden auch Ernst eintrifft. Heute ist Lichens Geburtstag. Caroline hat ihr einen Rosahut und Theodor ein rosenrotes Tuch geschenkt; sie ist überglücklich. Ich will für meine drei Maitöchterchen in Paris erst etwas Hübsches kaufen. Morgen ist Adels Geburtstag. Theodor nimmt nicht so zu, wie ich es hoffte und wünschte. Der Umgang mit anderen Knaben wirkt eigentlich nicht vorteilhaft auf ihn. Adolf **) ist auch eigentlich kein liebenswürdiges Kind, er hat bis jetzt etwas dezidiert Gemeines und Wildes und scheint mir dabei mehr schlau als fein. Carolinen finde ich nach und nach wieder, wann ich mich mit ihr ausspreche, doch hat ihr, dabei bleibe ich, die Heirat und das Prekäre ihrer Lage und der Aussichten und Pläne ihres Mannes reellen Schaden getan. Lolo und Schiller kommen den 22. wieder, man hat sie sehr in Berlin fetiert, ob es zu etwas Reellem geführt hat, werde ich Dir erst mit ehestem schreiben können. Lolo war alle Abend, wo nicht Schauspiel war, bei der Hagen. ***) Lolo schreibt, sie habe Uhden †) gesprochen, und dieser habe ihr gesagt, es sei im ——— *) Vgl. S. 18. — **) Sohn der Caroline v. Wolzogen. — ***) Frau v. Hagen. Vgl. Bd. I. — †) Vgl. S. 113. 167