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[   Band 2 Brief 8:    Caroline an Humboldt     Freitag morgen nach 10 Uhr, 3. Aug. 1792   ]


tief, unwiderruflich: ohne Dich ist alles Geschaffene und Lebendige
für mich tot, ohne Dich habe ich kein Dasein. —
Ich muß aufhören, damit Caroline Lolon noch ein Wort sagen
kann, aber ich bleibe ja doch bei Dir.

 ———

Nach der Anfang August erfolgten Rückkehr Humboldts zu Frau und
Kind genoß das Paar über zwei Jahre ungestörten Beisammenseins. Weih-
nachten 1792 feierten sie in Auleben, einem anderen Dacherödenschen Gute,
und hatten dort den Besuch des Philologen Wolf. Im April 1793 besuchte
Humboldt Schiller in Jena und ging im Mai mit Frau und Kind zu seiner
Mutter nach Tegel. Im Herbst 1793 kehrten Humboldts nach Burgörner
zurück, wo sie die ersten Wintermonate verlebten, bis sie sich im Februar 1794
in Jena niederließen. Dort wurde am 5. Mai ein Sohn — Wilhelm —
geboren.
Im November 1794 ist Humboldt auf dem Wege nach Erfurt bei Goethe
in Weimar, und seine Frau schreibt ihm aus Jena:


9. Caroline an Humboldt     [Jena], 21. Nov. 1794, Freitag abend

Du wirst Dich wundern, wenn Du von allen Einlagen hörst,
die ich Papan schicke. Ich habe, ich weiß nicht wie, im
Fluge geschrieben, denn der kleine Bruder hat den ganzen
Tag so gut wie nicht geschlafen, die Li ist überartig gewesen, eine
kleine Szene am Vormittag abgerechnet, wo sie sich nicht wollte
waschen lassen und immer nachher rief, als ich sie ein unartiges
Kind nannte: »Bill wieder kommen, Kind wieder gut.«
Ach, Bill, wenn Du fort bist und ich mich mit den Kindern
allein fühle, es liegt etwas Sonderbares darin, ich habe keine rechte,
echte Freude, wenn ich Dich nicht in der Nähe weiß, aber ich bin
auch nicht allein, bin nicht ohne Dich, wenn ich die Kinder
habe. Bester, Dein Wesen lebt in ihnen, Dein bestes Wesen; in
ihrer holden Liebe, ihrer Anhänglichkeit, ihrem Lächeln weht Deine

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