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[ Band 2 Brief 72: Caroline an Humboldt Weimar, 16. Mai 1804 ]
Werk, Dich mit sehr vorteilhaften Konditionen anderweit in kurzem zu placieren, er sei genau davon unterrichtet. Mir kommt gerade das Unterrichtetsein sehr verdächtig vor, ich vermute, Uhden sucht die Stelle, die Du jetzt hast, wiederzubekommen. Beinahe für gewiß sieht man es an, daß Preußen Hannover bekommen wird und dann ein Krieg mit Rußland entstehen wird. Willst Du wegen Deiner Gelder nicht deshalb Dich vorsehen? Der hiesige Herzog reist nach Königsberg und hat dort eine Entrevue mit Wolzogen; wenn ein Krieg erfolgt, läßt man die Prinzessin **) nicht von Petersburg abreisen, denn in ganz Deutschland sieht man die kleinen Fürsten für ganz zernichtet an, wenn jetzt wieder ein Krieg entsteht, und hier sitzt man wie auf Kohlen wegen der ganzen Heiratstripotage. **) Gestern mittag habe ich im Schloß bei der regierenden Herzogin gegessen — er ist abwesend —, Goethe war auch da, den Abend bei der Witwe Herzogin Tee getrunken. Alle sehr gnädig und enchantiert. Goethe ist ungemein lieb und freundlich mit mir. Gestern abend trat unvermutet Stark ***) zu mir ins Zimmer, dümmer wie je, aber außer sich vor Freuden, mich wiederzusehen. Er embrassierte Emilien, so war er entzückt. Er hat mich auch schönstens eingeladen nach Jena zu der angenehmen Expedition. Wenn mit Kohlrausch was dazwischen käme, ging ich auch nirgend hin als nach Jena. Schreibe mir doch gleich, was für Bücher, deutsche, Du etwa haben möchtest, ich habe gestern Cotta gesprochen, er kann mir alles franko bis Mailand schaffen, und von Mailand aus nehme ich es mit in meinem Wagen im Oktober. Auch was Du aus Paris wünschest, sage mir ja. Den 15. Junius gedenke ich dort zu sein. Die Pobeheim scheint, entre nous soit dit, ich ersehe es aus ihren sonderbaren Briefen an Caroline Wolzogen, meine Ankunft gar ——— *) **) Vgl. S. 154. —— ***) Hofrat in Jena. 168