< zurück Inhalt vor >
[ Band 1 Brief 151: Humboldt an Caroline [Berlin], Mittwoch abend, 11. Mai 1791 ]
Perseus sein, der mittelste Stern heißt Algenib und ist der hellste, und der vorderste steht im Medusenhaupt und heißt Algol. Wagen wird hinter den Häusern stehen und erst später in der Nacht in die Straße kommen. Ach, Li soll alle, alle Sterne kennen lernen. Bill weiß jetzt fast alle. Lebe nun wohl, Li. Lebe wohl und träume von Bill. 152. Caroline an Humboldt [Erfurt], Freitag morgen, 13. Mai 1791 Ich konnte Dir gestern abend nichts sagen, mein Bill, und mußte mich zeitig zu Bett legen, so totenmatt und erschöpft war ich von dem Tage und seiner unbeschreiblichen Bangigkeit. Ich hatte den Morgen von einem hiesigen Studenten gehört, Schiller sei plötzlich in Rudolstadt gestorben. Die Nach- richt hatte den höchsten Grad Wahrscheinlichkeit, sie kam von Jena, wo man Starken *) noch geholt hatte, und war mit Details begleitet. Dazu kam, daß ich Dienstags keine Briefe bekommen hatte. Du fühlst die Angst, mit der ich den Rudolstädtschen Boten erwartete, wie ich vergebens nach ihm schickte. Um fünf Uhr kam er endlich und ein Brief von Carolinen. Schiller hatte würklich den Sonntag und Montag solche fürchterliche Brustbeklemmungen gehabt, daß man sein Ende erwartet hatte. Indessen, schreibt sie, habe Starke und noch ein Arzt den Zufall bloß für Krämpfe erklärt, die nicht tödlich sein könnten, und Schiller sei den Mittwoch schon wieder ganz leidlich gewesen. Die Nachricht beruhigte mich zwar, aber ich fühlte nun erst die Würkung der bangen Ungewißheit auf mich und fühle sie zum Teil noch. Auch kann ich nicht außer Sorgen um ihn sein. Diese Zufälle als Folgen einer gefährlichen Krank- ——— *) Vgl. S. 367. 454