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[   Band 1 Brief 151:    Humboldt an Caroline    [Berlin], Mittwoch abend, 11. Mai 1791   ]


ganzen Wesen gegeben. Mit andern, ewig bis jetzt mir fremden
Blicken schau ich mich an und Dich und alle Wesen um mich
her, mit neuen, nie geahndeten Gefühlen umfaß ich die ganze
Schöpfung, und überall gehn neue Gestalten hervor, die mir bis
jetzt ewig unsichtbar waren. Auch was ich zu kennen glaubte, hat
sich umgewandelt, es glänzt in neuem Lichte, zeigt mir unbekannte
Tiefen und tönt eine Harmonie mir entgegen, von der kaum die
einzelnen Laute vorher mir hörbar waren. Fühl es ganz, meine
Li, daß ich das wurde durch Dich, fühle es ewig, und wenn Du
mich anblickst, und kein Glück mehr dem gleicht, das Deine Seele
mit fremdem Entzücken durchschauert, dann danke nicht mir, dann
bete nicht mich an, nein, danke der Liebe, dem ewig regen Leben
in Dir, das mich sich ähnlich machte, das mich zu sich hinaufhob
und nun beide Wesen so ineinander schmolz, daß keines mehr weiß,
was jedes dem andern lieh!
Papa geht also den 18. nach Burgörner, doch glaube ich noch
nicht recht daran. Präge ihm nur sehr ein, den 15. zurück zu sein.
Ich sehe immer mehr und mehr, daß ich den 16. oder 17. werde
abreisen können. Schick mir doch, liebe Li, das Maß Deines
kleinen Fingers recht genau. Mama sagt, Trauringe würden am
kleinen Finger getragen, und will sie jetzt machen lassen. Mama
bekümmert sich viel und gern um unser Etablissement, Kies *) kommt
zur Hochzeit auf jeden Fall. Habe mir auch zwei Kleider machen
lassen, ein gesticktes und einen Frack. Papa kann nun wählen für
den Hochzeitstag. Den Spaß wollen wir ihm lassen. Aus einem
alten Necessaire habe ich mir ein Paar silberne Leuchter machen
lassen und eine Streudose zum Zucker. Zucker brauchen wir ja
viel. Nun bestelle ich noch Messer und Gabel hier und vier Paar
Mahagonileuchter, und kaufe Tassen und Teelöffel. Bei Carl **)
hab ich alles bestellt. Die Sterne über dem Hause werden der

———
*) Alexander v. Humboldt. — **) v. Laroche.

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