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leidlich. Dich denke ich, werden diese Zeilen schon in Teplitz finden,
und es wird zwischen Deinem und unserem Leben der große Unter-
schied sein, daß Du alles, was vorgeht, sehr früh, und wir, auch
spät, nur wenig erfahren werden. Es ist aber auch ein Reiz darin,
nach einem so dunklen Aufenthalt auf einmal in eine neue Welt zu
kommen.
Lebe nun wohl, bester Bruder, bleibe gesund und erhalte mir
Dein liebevolles Andenken. Caroline und Adelheid grüßen herzlich.
Caroline und ich sind schon zweimal in den Wellen gewesen. Von
Herzen Dein H.


Humboldt an seinen Bruder Alexander
                                             Norderney, 19. Julius 1832
Ich danke Dir herzlich, teuerster Bruder, für Deinen lieben
Brief, den ich durch Triebe erhalten habe. Ich nehme
nun morgen mein zehntes Bad, und bei einem Sturm,
der, mit Regen verbunden, die Wellen für die behauptete Wirksam-
keit vortrefflich, aber die Annehmlichkeit etwas zweideutig macht.
Wer indes, wie ich, so wenig stark auf dem Kontinent ist, fühlt
immer eine gewisse Genugtuung darin, in Wind und Wetter noch
den Wellen zu trotzen. Das ist aber auch das Hauptvergnügen
des Insellebens.
Die wichtigste Neuigkeit, die ich von Triebe gehört habe, ist
die Anleihe von 15 Millionen, die bei uns gemacht wird. Gentz
behauptete immer, man wäre kein recht ordentlicher Mensch, wenn
man nicht gehörige Schulden hätte. 
Die Hirtsche Schrift *) hat mich doch sehr amüsiert. Der

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*) Die Schrift heißt: »Herr Dr. Waagen und Herr v. Rumohr als
Kunstkenner dargestellt«. (Berlin 1832.)

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