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[   Band 7 Brief 160:    Humboldt an Caroline    Weimar, 29. Dezember 1826   ]


legen. Da sollen diese ruhen, bis er selbst stirbt. Dann hat er
auf dem neuen Kirchhof, wo sich auch der Großherzog eine
Familiengruft errichtet hat, eine Gruft neben dieser zurichten lassen.
In dieser will dann er mit Schiller begraben sein. Ob man den
Schädel auch in die Gruft tut, überläßt er dann den Übrig-
bleibenden. Jetzt liegt er auf einem blausamtenen Kissen, und es
ist ein gläsernes Gefäß darüber, das man aber abnehmen kann.
Man kann sich wirklich an der Form dieses Kopfes nicht satt
sehen. Wir hatten einen Gipsabguß von Rafaels Schädel da-
neben. Der letztere ist regelmäßiger, gehaltener, in ganz gleich verteilter
Wölbung. Aber der Schillersche Kopf hat etwas Größeres, Um-
fassenderes, mehr auf einzelnen Punkten sich ausdehnend und entfaltend,
neben anderen, wo Flächen oder Einsenkungen sind. Es ist ein
unendlich ergreifender Anblick, aber doch ein sehr merkwürdiger.
Daß man bei der Niederlegung des Kopfes Reden gehalten,
daß Schillers Sohn dabei tätig gewesen ist, alles das ist gegen
Goethes Absicht geschehen, der auch keinen Teil daran genommen.
Er ist vielmehr den Tag verreist. Goethes Absicht ist allein ge-
wesen, die Gebeine und besonders den Schädel herauszufinden,
hervorzusondern von den übrigen, die durch eine Art Nachlässigkeit im
Gewölbe vermischt lagen, und sie schicklich und anständig aufzubewahren,
bis man sie der Erde auf eine angemessene Weise zurückgeben könnte.
So, liebe Li, wirst Du auch nichts hierin finden, das irgend-
eine Zartheit verletzte. Vielmehr liegt in der Vereinigung zweier
großer Männer, die sich so nahe im Leben standen, auch im Grabe
etwas Schönes und edel Empfundenes.
Goethe spricht von seinem eigenen Tode mit einer großen
Ruhe und Gelassenheit, mit mehr selbst, als ich erwartet hätte.
Ich glaube aber, daß glücklicherweise der Zeitpunkt noch weit ent-
fernt ist. Er hat eigentlich weder Krankheit noch Krankheitsstoff,
wie es scheint. Ein großer Beweis dafür ist, daß er, der sonst

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