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[ Band 7 Brief 159: Caroline an Humboldt Berlin, 26. Dezember 1826 ]
einen Krückstock geschenkt der von Friedrich dem Zweiten herrührt. Ein schönes Geschenk unter diesen Umständen. Denke Dir, Friedrich II. hat selbigen, die Krücke ist reich mit Gemmen besetzt, dem Minister von Hertzberg *) geschenkt. In dessen Erbschaft hat ihn dessen Nichte, die Frau von Eckardtstein in Charlottenburg, geerbt, und die ein- fältige Trine hat ihn in der Auktion ihres ersten Mannes, des Bruders des jetzigen, mit verauktionieren lassen. So ist er in die Hände einer Bürgerfamilie hier gekommen. Wie nun der Prinz davon gehört und ihn zurückadquiriert, weiß ich nicht. 160. Humboldt an Caroline Weimar, 29. Dezember 1826 Heute nachmittag habe ich bei Goethe Schillers Schädel gesehen. Goethe und ich —— Riemer war noch dabei — haben lange davor gesessen, und der Anblick bewegt einen gar wunderlich. Was man lebend so groß, so teilnehmend, so in Gedanken und Empfindungen bewegt vor sich gesehen hat, das liegt nun so starr und tot wie ein steinernes Bild da. Goethe hat den Kopf in seiner Verwahrung, er zeigt ihn niemand. Ich bin der einzige, der ihn bisher gesehen, und er hat mich sehr gebeten, es hier nicht zu erzählen. Zuerst mußt Du wissen, daß man den Kopf nicht absichtlich vom Rumpf getrennt hat. Die oberen Särge hatten in dem Ge- wölbe, wo Schiller vorläufig hingestellt war, die unteren zerbrochen. Das Gewölbe war außerdem feucht gewesen. So waren die Ge- beine der einzelnen Begrabenen auseinandergegangen und lagen entblößt. Man suchte nach den Schillerschen und fand das ganze Skelett bis auf einige Teile. Goethe nahm nur den Schädel und ließ die übrigen Gebeine in der Bibliothek in einen Kasten nieder- ——— *) Ewald Friedr. Graf v. Hertzberg, geb. 1725, † 1795, Staats- und Kabinettsminister Friedrichs des Großen. 309