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[ Band 7 Brief 154: Humboldt an Caroline Jena, 21. Dezember 1826 ]
Carolinens kleine Wirtschaft ist recht ordentlich. Der Kutscher ist zugleich der Bediente, aber er ist geschickt, und man merkt ihm keinen Geruch an. Außer der Schwenken hat sie wohl nur noch ein Mädchen. Aber man ißt recht gut bei ihr. Auch das Wohnen ist, wenn man einmal oben in ihren Zimmern ist, recht leidlich. Aber die Treppe, der Flur und alle Umgebungen des Hofes und Hauses! Freilich sind aber so die meisten Häuser hier. Wenn man sie mit dem Tegelschen Hause vergleicht, so glaubt man gar nicht, Häuser für gleiche Geschöpfe zu sehen. Wo ein gewisses Gerät bei Carolinen steht, kann es einem wie dem römischen Fa- bricius ergehen. Wie dem ein Elefant plötzlich über dem Kopf brüllte, so blökt manchmal unvermutet eine Kuh unter einem, und durch ein Loch kann man die gute auch selbst sehen. Es ist wie eine Geßnersche Idylle. Nun schlafe wohl, geliebtes Kind. 155. Caroline an Humboldt Berlin, 23. Dezember 1826 Mein teures Herz! Mit großer Freude habe ich letzthin Deinen zweiten Brief aus Schulpforta empfangen, und ich hoffe, daß Du nun auch einen Brief von mir hast. Mir geht es leidlich, nur schlafe ich wieder etwas weniger gut, weil wahrscheinlich Schnee im Anzug ist. Ich habe das beinah konstant bemerkt. Heute hat der Himmel sich aufgeklärt und nach vielen, vielen dunklen Tagen scheint freundlich die Sonne. Der Weihnachten wird morgen abend bei Gabrielen sein; ach, wie sehr wirst Du und Hermann *) uns fehlen! Der Kreis wird immer enger. ——— *) Hermann war seit dem Herbst auf dem Gymnasium in Züllichau. 298