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[ Band 7 Brief 154: Humboldt an Caroline Jena, 21. Dezember 1826 ]
154. Humboldt an Caroline Jena, 21. Dezember 1826 Als Du in Berlin sagtest, liebe Li, daß ich nicht vor dem 20. in Weimar sein würde, hielt ich das für zu weit hinausgeschoben, und nun komme ich erst den 23. hin. Denn auf übermorgen habe ich nun meine Abreise fest bestimmt. Ich glaubte nicht, daß ich so lange bei Carolinen bleiben würde. Allein das Zusammensein mit ihr hat mich so angezogen, daß mir die Tage gerade in ihrer Einförmigkeit sehr schnell hingegangen sind. Der Grund liegt gewiß großenteils in Carolinen, die immer aufgelegt, geistvoll und alle Gefühle und Gedanken schnell und anmutig verbindend ist. Aber er liegt auch großenteils in den Er- innerungen an die ehemalige Zeit, in denen wir den Tag hier ver- leben. Du und unser erstes Zusammensein, teures Wesen, stehen meiner Seele hier lebendiger vor und sind mir mehr bis zur Gegen- wart nahe gebracht, als ich es mich je sonst erinnere. Auch Schillers Bild ist mir so lebendig zurückgekehrt, daß es mich ordentlich im Inneren erstaunt hat. Caroline und ich sprechen aber, so wie wir allein oder bloß mit Emilien sind, auch nur von jener Zeit, und Schillers Briefe, die in allem Feuer seiner da- maligen Gefühle geschrieben sind, bringen uns eine Menge Details zurück, die alles versinnlichen. Ich muß Dir doch eine Stelle aus einem Briefe über Dich und mich abschreiben, die Dir auch Freude machen wird. Als wir in Weimar im »Elefanten« hausten, kam ich doch eben von Mainz und hatte Schillern einen Brief von Huber *) mitgebracht. Auf diesen ist der Brief, aus dem ich die Stelle nehme, die Antwort, datiert vom 13. Januar 1790: »Humboldt«, heißt es, »war mir vorläufig schon sehr genau aus Beschreibungen bekannt, die mir meine Schwägerin von ihm ——— *) Ludw. Ferdin. Huber, geb. 1764, † 1804, Schriftsteller, zweiter Gatte der Therese Heyne, vgl. Bd. I. 295