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[ Band 7 Brief 151: Humboldt an Caroline Jena, 17. Dezember 1826 ]
verdienen. Der General sagt viel Lobendes davon, er ist aber kein gültiger Richter. Wie es mit dem Prinzen *) in Weimar wird, weiß man noch nicht recht. Bis jetzt ist die Verlobung, oder wie man es hier eigentlich nennt, die Gratulationscour auf den 25. angesetzt, am 26. soll dann ein großer Ball bei der Großfürstin sein. Dies ist so eingerichtet, weil der Kronprinz und Prinz Wilhelm am 20. er- wartet werden. Sollte aber der Unfall des Königs machen, daß die Prinzen nicht kämen, worüber man noch keine Gewißheit hat, so wären beide Festen vielleicht früher. Über meine Reise bin ich noch ungewiß. Fürs erste habe ich noch hier mit der Bibliothek zu tun und befinde mich auch mit Carolinen und den Menschen hier sehr wohl. Von der Gegend habe ich noch nichts gesehen, nicht einmal den Fuchsturm. Seit vorgestern deckt ein dichter Nebel alle Berge, aber die Luft ist gelinde. Ich wollte hier in der »Sonne« wohnen und hätte besser daran getan, weil sie doch das beste Wirtshaus sein soll. Aber Caroline hatte mir mein Quartier — aus alter Liebhaberei zum Oursgeschlecht — im Bären bestellt, und ich hause nun hier in einem wundergroßen Zimmer. Ich habe vergessen, Dir aus der Pforta zu schreiben, daß Jahn **) jetzt in Freiburg lebt und bisweilen nach Naumburg kommt. Er hat bisher einen sehr lang herunterhängenden Bart gehabt. Seine Freunde haben ihn endlich vermocht, ihn abzuschneiden. Um aber das noch auch feierlich zu machen, hat er sich diesen Bart die Nacht abgeschnitten und ihn seiner Frau, die ruhig schlief, auf das Deckbett gelegt. Die Unglückliche hat beinah den Tod vor Schreck gehabt, wie sie beim Erwachen das rauche Ungeheuer entdeckt hat. ——— *) Karl von Preußen. **) Friedr. Ludw. Jahn, geb. 1778, † 1852, der »Turnvater««. 291