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[ Band 7 Brief 150: Caroline an Humboldt Berlin, 16. Dezember 1826 ]
gebrochen hat. Er ist auf der kleinen Treppe, wo Du Dich viel- leicht der Zeichnung des Cölner Domes erinnerst, ausgerutscht, und, wie man behauptet, kopfüber gefallen. Erst nach einem Weilchen hat ein Dienstmädchen, die in dem Vortragszimmer, zu dem der König gehen wollte, die Türschlösser putzte, ein Stöhnen vernommen und den König gefunden, wo sie dann bei Herrn Thim Lärm ge- macht und Seine Majestät in sein Zimmer zurückgetragen worden sind. Der Bruch soll gut sein, keine Splittern zeigen, indessen setzt die Heilung doch einige Wochen Zeit voraus. Der Kronprinz ist ganz unbeschreiblich von diesem Unfall bewegt. Rust begibt sich auf Befehl des Kronprinzen täglich zweimal in die Vorkammer des Königs, um ihm dann Bericht abzustatten. Rust sagte mir, daß er ganz unbeschreiblich gerührt sei, zu sehen, wie tief der Kronprinz erschüttert sei. »Wie selig«, setzte er hinzu, »muß es doch sein, einen Sohn zu haben, der einen so liebt.« Bülow geht alle Morgen ins Palais und schreibt seinen und meinen Namen auf, nachdem er das Bulletin gelesen. Der Fall des Königs geschah den 14. früh 8 Uhr. Von Alexander habe ich heute einen Brief aus Weimar be- kommen, er war wohl und vergnügt und sehr fêtiert worden. Um die Nacht in Bitterfeld beklage ich Dich. Die gute Kohlrausch hatte mir einen wahren Abscheu davor beigebracht. Der guten armen Wolzogen gönne ich recht die Freude, erst Alexander, nun Dich zu sehn. Ich hoffe, Du bist auch nach Rudolstadt gegangen. Die Fürstin wird sich gewiß sehr freuen, und selbst das Wieder- sehen der Berge und Bäume, die man liebt, ist süß und schön. 286