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[   Band 7 Brief 142:    Caroline an Humboldt     Wildbad Gastein, 5. August 1826   ]


mit schönen gemachten Gängen durchschnitten. Aber nur ein
einziges Zimmer, etwa so groß wie der Berliner Salon. Die
Hartwizi bekam ein Dachstübchen, der Jäger residiert auf dem Flur
hinter einem Schirm. Wir mußten unsere drei Betten aufschlagen
lassen. Zwei Kommoden pour toute ressource, ein gräßlich Sofa
und einige Tische und Stühle. Mehr zu bekommen, auch nur
eine Kommode mehr, sei unmöglich. Wir richteten uns, nachdem
wir zu Mittag gegessen hatten, ein. Gestern habe ich gesucht
mich auszuruhen, heut mein erstes Bad genommen, nur 18 Mi-
nuten lang, von dem aber ich — oder ist es Zufall — ungemein
angegriffen bin.
Der Doktor scheint ein ruhiger und sehr verständiger Mann.
Meine Knie scheinen ihm gar nicht zu gefallen.
Das Wetter begünstigt uns seit neun Tagen außerordentlich,
ein ewig klarer, dunkelblauer Himmel, in dem diese hohe Alpen-
gegend etwas ungemein Großes und Ruhiges hat. Der Weg ist
von Salzburg aus überall gut und gemacht, weil er aber ununter-
brochen am Ufer der tobenden Salza und dann der Ache geht —
auf einer Seite himmelhohe Felsen, auf der anderen der Abgrund,
oft über Brücken —, so hat er allerdings etwas Schauerliches.
Der Paß, die Klamm genannt, zweieinhalb Stunden von hier,
ist sehr imposant. Wir fuhren am Morgen zwischen 9 und 10 Uhr
durch. Die Felsenwände der beiden Ufer der Ache, die hier den
Fall bildet, verschoben sich so, daß es am heitersten Tage beinah
dunkel, mehr wie dämmrig wurde. Unten in der Tiefe brauste
die Ache, als wollte sie eben erst ihr Bett wühlen und zürne mit
jedem, der ihre Einsamkeit störe. Die Felsen, unbewachsen, von
dunklem Grau, tragen durch ihre Farbe zu dem ernsten Eindruck
bei. Kann ich gehen, wenn ich auf dem Rückweg bin, so will ich
die Viertelstunde dieses Weges, der in der Tat einzig ist, zu Fuß
machen. Der Paß Lueg ist auch schauerlich groß.

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