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[   Band 7 Brief 142:    Caroline an Humboldt     Wildbad Gastein, 5. August 1826   ]


Morgen kommt der Exminister Graf Montgelas *) hier an
und wird unser nächster Nachbar. Er hat einen großen Küchen-
wagen und einen Koch vorausgeschickt.

                                                            Den 6.
Ach, das Wetter hat sich gestern nachmittag mit einem Ge-
witter verändert, und heut netzen die Wolken das Tal. Hoch über
ihnen sieht man oft die Spitzen der Berge. Adel und Caroline
sind ein großer Trost, sie sind heiter und ziehen mich aus meiner
wehmütigen Stimmung. Der ewige Lärm des Wasserfalls greift
mir die Nerven an. Die unablässigen Schmerzen haben mich so
reizbar schwach gemacht. Du kannst, mein Herz, auf diesen Brief
nicht mehr hierher antworten, denn 32 Tage bedürfte es, und da
bin ich nicht mehr hier.
Lebe wohl, mein teures Herz, habe Mut für mein Besser-
werden, Gott wird’s geben, wie es mir gut ist.


143. Caroline an Humboldt              Gastein, 10. August 1826

Den 7. kam Rust mit seiner Frau hier an und wir bekamen
mündlich und durch die Briefe, die er mitbrachte, die
erste Kunde von Euch, Ihr Geliebten. Man kommt sich
nicht mehr so geschieden vor, wenn nur Worte der Liebe einen
erreichen. Wir sind wie neubelebt durch Eure Briefe. Ich
habe heute mein sechstes Bad genommen, die Badegäste sagen,
das elfte Bad wäre gewöhnlich das, wo man die erste bedeutende
Wirkung und Besserung verspüre. Ach, wie wünsche ich es, und
Gott ist mein Zeuge, Euretwegen, Deinetwegen, mein teures Herz,
ebenso sehr wie meinetwegen. Denn es hat mir oft das Herz

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*) Geb. 1759, † 1838, bayerischer Minister von 1799 bis 1817.

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