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[ Band 7 Brief 137: Caroline an Humboldt Gera, 25. Julius 1826 ]
136. Humboldt an Caroline Tegel, 24. Julius 1826 Ich kann Dir nicht sagen, teure Seele, wie ich Dich überall vermisse und wie mit tiefer Sorge meine Gedanken immer um Dich sind. August und ich haben dem Wagen noch so lange nachgesehen, als es möglich war, und ich werde nicht eher wieder ruhig sein, bis wir Dich hier wieder und hoffentlich gestärkt und hergestellt bei uns haben. Wenn nur die Reise Dich nicht noch mehr angreift. Mach nur ja nicht zu große Tagereisen. Rust läßt Dich herzlich grüßen. Er denkt wirklich den 29. abzureisen und hat uns die Kabinettsorder gezeigt, durch die er seinen Urlaub nach Gastein erhalten hat. Den Vormittag war ich lange bei Süvern und Kunth, um mit ihnen über Hermann und die Anstalt, in die man ihn wohl bringen könnte, zu reden. Es ist wirklich eine große Not. Es gibt unglaublich wenig gute An- stalten. . . . 137. Caroline an Humboldt Gera, 25. Julius 1826 Gestern, mein teuerstes Herz, war ich so fürchterlich ab- gespannt durch die drückend schwüle Luft der beiden Tage, daß ich unvermögend war, an dem Brief der lieben Adelheid teilzunehmen. Heute hat es den ganzen Tag stärker und schwächer geregnet (an dem armen Jäger muß kein trockener Faden sein), die Luft hat sich bedeutend erfrischt, und ich fühle mich weniger matt. Wir haben heut nur eine kurze Tage- reise gemacht, um ein gutes Nachtquartier nicht zu entbehren. Ich wundere mich selber, wie leidlich ich die Reise ertrage, die Morgenstunden sind immer die schlechtesten. Das Aussteigen aus dem Wagen ist ein schlimmer Moment, wegen des langen Sitzens vorher, wenn das überstanden ist, so geht es so ziemlich. 265