< zurück Inhalt vor >
[ Band 7 Brief 134: Caroline an Humboldt Berlin, 29. April 1826 ]
134. Caroline an Humboldt Berlin, 29. April 1826 Ich bin so reich mit Deinen Briefen, teuerstes Herz . . . Dies Blatt sende ich verabredetermaßen nach Herrnstadt. Es freut mich, daß Du zufrieden mit meiner Handschrift bist, ich gebe mir für Dich, Deiner lieben Augen wegen, immer die größte Mühe, aber freilich, immer wollen die Hände nicht parieren, obgleich doch Hände und Arme sich verhältnismäßig mehr gebessert haben wie die Beine. Ich bin diese Woche sehr krank gewesen, besonders den 25. nachmittags, wo ich ein sehr heftiges Fieber hatte. Ein kleines Fieber hatte ich schon mehrere Nachmittage verspürt. Die Nacht auf den 26. schlief ich gar nicht wegen schreck- licher Schmerzen. Draußen wütete Sturm und Regen. Rust besuchte mich mehrere Tage früh und nachmittags. Er hat mir alles Ausgehen oder Fahren verboten, es müsse denn ganz warm werden. Die Beendigung Deines Geschäfts wird Dich, wie es mir vorkommt, zur Administration führen. Daß Du eine so merkliche Abnahme Deines rechten Auges bemerkst, hat mich sehr traurig gemacht. Ach, lies und schreib nicht mehr so viel. Überlaß Dich bloß so mehr Deinen inneren Gedanken. Deine übrige Gesundheit ist doch der Art, daß Du wahrscheinlicherweise noch ein 10 bis 15 Jahr lebst, und das Licht der Augen ist doch so unersetzlich, so kostbar. Und wenn ich Dir nun fehlen sollte in den letzten Jahren, es wäre Dir doch da doppelt traurig. Meine Augen und Deine Gesundheit im übrigen machen erst einen vollständigen Menschen. Ich schicke Dir einen Brief von Alexander, den ich geöffnet habe, weil mehrere Bücher dabei waren und ich wissen wollte, ob ich einiges zu besorgen hätte, allein alles war für Dich. Alexan- 259