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[ Band 7 Brief 132: Humboldt an Caroline Breslau, 25. April 1826 ]
so viel mehr bei der heitersten Luft die Berge sehe, daß ich mich noch an ihrer Schönheit freuen kann. Da ist es aber etwas Großes im Menschen, daß ihm das Innere doch bleibt. Freilich ist der arme Kohlrausch ein schreckliches Beispiel des Gegenteils. Aber darin habe ich einen wunderbaren Glauben an die innere Kraft. Das kann nicht jedem begegnen. Der Arme tut mir sehr sehr leid. Grüße ihn herzlich von mir. Wie die Pächter in Ottmachau zuwuchsen, so scheinen sie hier wieder abzufallen. Mit dem Schaube, der mich so lange in Odem gehalten hat, ist es nun ganz vorbei. Er kam heute vor- mittag und bot nur 3000, ich unterhandelte zwei geschlagene Stunden mit ihm, brachte ihn aber nicht weiter. Daß man über meine Reise, liebe Seele, in der Art sprechen würde, wie es die Paalzow Dir gesagt hat, habe ich mir wohl gedacht. Aus vielen zusammenkommenden Gründen sprechen sehr viele gegen mich und ergreifen dazu jede Gelegenheit. Ein aller- dings kleinlicher Neid ist die Hauptursach. Die Menschen können es selten vertragen, daß man sich in eine große Unabhängigkeit stellt, selbst ziemlich bestimmt von ihnen absondert. Sie wollen, daß man ihrer bedürfen, sich mit ihnen mischen soll. Nun gibt es wenig innerlich so unabhängige Menschen als ich bin, und so reden sie, wo Ursach und wo keine vorhanden ist. Mich hat es nie geärgert und nie bekümmert, ich habe nie auf den Schein ge- geben, aber immer viel auf stilles Sein, und auf so Sein, wie es einem selbst recht ist, da man doch am Ende sich selbst nur nach seinen Ideen richten kann. Dann habe ich auch wieder viel Menschen, die mir anhängen, und einige, die sich im wahren Sinn allein in meinen Willen und meine Meinungen hingeben. Könnte ich je eine Partei machen wollen, würde es mir nicht schwer werden. In Ottmachau selbst glaube ich nicht, daß selbst Feinde oder Neider über meine Ziele klagen werden, Menzel selbst gewiß 256